Konzept

Das didaktische Konzept ‚limit‘ (Dorothee Lindemann)

 

‚limit‘ ist ein Konzept für digitales Lesen und Lernen des Mittelhochdeutschen. Es basiert auf drei Säulen: der kognitiven Leseforschung, einem sprachvergleichenden Ansatz und jahrzehntelanger Unterrichtserfahrung, aus der heraus prototypische Verständnisprobleme beim Lesen mittelhochdeutscher Texte systematisch erfasst und analysiert wurden.

 

Vor diesem Hintergrund wurde mit den Aspekten ‚Hören‘ (Audiodateien) und ‚Sehen‘ (Visualisierungen; interaktive Übungen) für die aktive Arbeit am mittelhochdeutschen Text ein kognitionswissenschaftlich fundierter Zugang gefunden, auf dessen Basis unter Ausschöpfung aller aktuell möglichen technischen Vorgaben vollkommen neue Fragestellungen und Aufgabentypen entwickelt wurden.

Dem Nutzer werden die grammatischen Phänomene anwendungsbezogen, d.h. bezogen auf den Prozess des Leseverstehens auf fünf unterschiedlichen sprachlichen Ebenen (Modul 1-5) transparent gemacht. Audiodateien, interaktive Übungen und gut verständliche Erläuterungen sowie Erklärungen unterstützen den Verstehensprozess.

Ausgangspunkt der Darstellung bilden jeweils die Verhältnisse der heutigen Standardsprache und der deutschen Dialekte. Man kann insofern nicht nur „Mittelhochdeutsch“, sondern auch viel Interessantes über die deutsche Sprache allgemein beobachten und erkennen lernen.

Unter Rückgriff auf das von Rolf Schulmeister (2001) für digitales Lernen entwickelte Konzept der kognitiven Reinterpretation wird das digitale Format in den Dienst der Darstellung und des kognitiven Verstehens komplexer Inhalte gestellt, das sich dafür in besonderer, der reinen Printform oft überlegener Weise eignet.

Charakteristisch für ‚limit‘ ist die kommunikative Grundstruktur: Der Nutzer wird in einzigartiger Weise zur Arbeit am Text motiviert und aktiviert. Es sind hier nicht nur die Audiodateien zu nennen, sondern auch die interaktive Unterstützung durch „Hilfen“ und „Lösungen“, die den Lernenden nie mit seinen Problemen allein lassen und eine sowohl rezeptive als auch produktive Auseinandersetzung mit der Materie ermöglichen: Den Grad der Intensität der Auseinandersetzung mit den Inhalten kann der Nutzer also immer selbst bestimmen.

Auf diese Weise wird das Lernformat gerade auch bei einem ‚Angstgebiet‘ wie den starken Verben unterschiedlichen Verständnisschwierigkeiten gerecht. Ein gewisser ‚Gewöhnungseffekt‘ stellt sich dabei auch bei rein rezeptivem Vorgehen ein.

Ganz neue Graphiken, Animationen, Visualisierung von Lesestrategien und Methoden der Texterfassung und der Arbeit mit Hilfsmitteln (z.B. im Umgang mit der abstrakten und befremdenden Ablauttabelle): All das trägt in besonderem Maße unterschiedlichen Lese- und Lernschwierigkeiten Rechnung.

„Das Projekt zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie digitale Medien die Didaktik an den Hochschulen verändern – und das in einem Fachbereich, den man landläufig eher als technikfern einschätzen würde.“ (http://www.hochschulperle.de/ vom 12.06.2015)

Eine Anmerkung sei hierzu gestattet: Wir haben uns in jahrelanger Entwicklungsarbeit die Frage gestellt, wie wir die Potenziale des digitalen Mediums didaktisch nutzen können. Dessen spezifisches Potenzial (z.B. Interaktion, Ton, Farbe, Bewegung) kann die Darstellung abstrakter, schwieriger Lerninhalte optimal unterstützen. Wir haben dabei die Erfahrung gemacht, dass nicht unbedingt die Geisteswissenschaften „technikfern“ sind (ganz im Gegenteil werden die Möglichkeiten der Digitalisierung von den Geisteswissenschaften intensiv wahrgenommen und angesteuert, wie einschlägige DFG-Projekte zeigen) – sondern dass vielmehr die herkömmlichen Programme den Anforderungen nicht gerecht werden, die geisteswissenschaftliche Arbeitsweisen und Arbeitstechniken mit sich bringen.

Die Möglichkeiten des digitalen Mediums erkannt und ein spezifisch digitales Lernkonzept entwickelt zu haben: Das ist die Leistung des Bochumer digitalen Lernkonzeptes ‚limit‘.

Der Erfolg der derzeitigen Form der Digitalsierung nach diesem Konzept zeigt einmal mehr, dass der Ansatz auch über die Fachgrenze hinaus erkannt wird und greift.

Der deutschlandweit einzigartige Kurs liegt auf den folgenden Homepages als Download vor:

 

http://www.ruhr-uni-bochum.de/grundkursmediaevistikonline

http://staff.germanistik.rub.de/mediaevistik/e-learning/

http://www.germanistik.uni-kiel.de/de/lehrbereiche/aeltere-deutsche-literatur/studium-und-lehre/limit-mittelhochdeutsch-online-angebot-fuer-studierende.