Germanistische Grundlagen» Propädeutische Inhalte in der Studieneingangsphase im B.A.-Studienfach Germanistik

Propädeutische Inhalte in der Studieneingangsphase im B.A.-Studienfach Germanistik

Schwerpunkt: Schreiben


Präambel

Wir betrachten es als eine unserer genuinen Aufgaben, die vorhandenen Schreibfähigkeiten unserer Studierenden zu entwickeln und ihre Ausdrucks- und Formulierungsfähigkeiten auszubauen.

Wir setzen dazu voraus, dass Studierende zu Beginn ihres Studiums in der Lage sind, längere Texte auf Deutsch fehlerfrei und grammatisch korrekt zu verfassen; wir erwarten außerdem eine grundlegende Ausdrucks- und Formulierungsfähigkeit.

Ausdrücklich nicht erwarten wir, dass Studierende zu Beginn ihres Studiums fortgeschrittene Formen des (wissenschaftlichen) Schreibens beherrschen, perfekt formulieren und komplexeste Gedanken vollständig präzise ausdrücken können.


Schreiben als Schlüsselkompetenz

Schreiben erweist sich immer wieder als Schlüsselkompetenz, die erforderlich ist, um das Studium erfolgreich abzuschließen. Die Beherrschung dieser Kompetenz wird bei Absol­vent(inn)en der Germanistik als selbstverständlich vorausgesetzt – genau das ist es, was Germanist(inn)en ausmacht. Daher werden Studierende in möglichst allen Veranstaltungen des Germanistik-Studiums zum fachnahen Schreiben angehalten, etwa über kürzere Schreib­aufgaben (Stellungnahmen, Essays, Darstellungen usw.); das gilt auch über die Studieneingangsphase hinaus, denn erst zum Ende des Studiums und nach dem Verfassen mehrerer Hausarbeiten ist damit zu rechnen, dass die Kompetenz der Studierenden zum Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten umfänglich ausgebildet ist. Das trägt im Übrigen dazu bei, dass Studierende ‚im Fach ankommen‘ und stärkt die fachliche Bindung an die Germanistik.

Dahinter steht die Erkenntnis, dass es die Text- und Schreibkompetenz fördert, wenn Studierende in Seminaren und für Seminare viele kleinere (vor allem erklärende und/oder begründende) Texte schreiben, die inhaltlich an die Seminarthemen angebunden sind und auch schon Aspekte einer späteren Hausarbeit behandeln können (Stichwort Exposé). Denkbar ist auch, Seminardiskussionen durch kurze Schreibphasen vorzubereiten („Bitte nehmen Sie sich drei Minuten Zeit und beantworten Sie schriftlich folgende Frage für sich, die wir anschließend diskutieren werden …“) oder am Ende einer Vorlesung die Studierenden in einem 5-Minuten-Papier schreibend über das Gehörte nachdenken zu lassen.

In diesem Sinne ist es in Proseminaren ausdrücklich möglich, mehrere kleinere Schreibaufträge zusammenzuführen, sodass schrittweise, durch das Seminar begleitet, eine Hausarbeit entsteht, die den vereinbarten Anforderungen entspricht (gemäß Prüfungsmodalitäten B.A./M.A.).


Rückmeldung an Studierende

Studierende müssen immer, insbesondere aber zu Beginn ihres Studiums eine Rückmeldung zu erbrachten Leistungen erhalten, um einschätzen zu können, welche Kompetenzen und Kenntnisse sie eigenständig weiterzuentwickeln haben. Vereinbart wird deshalb, dass durch uns Lehrende kontinuierlich eine qualifizierte, lernförderliche Rückmeldung zu einzelnen Schreibprodukten von Studierenden erfolgt, die sich von einer Beurteilung bzw. Notenbegründung deutlich unterscheidet und auch eine andere Lese- und Rückmeldehaltung erfordert. Dabei muss nicht zu jedem Text eine individuelle Rückmeldung durch die Lehrperson erfolgen, es können zum Beispiel exemplarische Rückmeldungen erfolgen (etwa für einen von mehreren Texten einer Person oder für einen Text einer Textsorte, der exemplarisch für alle anderen Texte dieser Textsorte besprochen wird). Auch Rückmeldungen auf Abschnitte eines Textes, verbunden mit dem Hinweis, den weiteren Text im Hinblick auf die angemerkten Aspekte selbständig zu überarbeiten, helfen Studierenden beim Ausbau ihrer Schreibkompetenz. Rückmeldungen durch Kommiliton(inn)en („Peer feedback“) werden ebenfalls produktiv für die Entwicklung von Schreibkompetenzen eingesetzt. Wichtig ist dabei, dass diese Kommiliton(inn)en von Lehrenden angeleitet werden, indem u. a. Kriterien für die Rückmeldungen vorgegeben werden.

Neben Stil und Ausdrucksfähigkeit gehören die sichere Beherrschung der Orthographie und der Interpunktion und die Sicherheit in grammatischen Zweifelsfällen zu den grundlegenden Kompetenzen, die jede(r) Germanist(in) mitbringen muss, nicht nur für eine Lehramtstätigkeit. Daher erfolgt neben der Rückmeldung zu inhaltlich-strukturellen Aspekten immer auch eine Rückmeldung zu formalen Aspekten. Die Lehrenden des Germanistischen Instituts behalten sich ausdrücklich vor, eine inhaltliche und stilistische Beurteilung von Texten erst vorzunehmen, wenn diese im Hinblick auf Orthographie, Interpunktion und Grammatik korrekt sind. Eine Leistung kann aufgrund fehlender formaler Korrektheit unkorrigiert zurückgegeben und/oder als mangelhaft bzw. nicht bestanden bewertet werden.


Vereinbarungen für die Studieneingangsphase B.A.

Zu den Veranstaltungen der Studieneingangsphase B.A. zählen:

  • die Starthilfe Germanistik;
  • das Orientierungstutorium Germanistik;
  • die Grundkursveranstaltungen bzw. ‑module in allen drei Teilfächern;
  • die Proseminare der drei Vertiefungsmodule.

In der Studieneingangsphase muss sichergestellt werden, dass die Studierenden propädeutische Inhalte erlernen und propädeutische Kompetenzen erwerben, die es ihnen ermöglichen, ihr B.A.-Studium im Studienfach Germanistik zügig und erfolgreich abzuschließen. Dazu werden folgenden Inhalte festgeschrieben:

  • Starthilfe: grundlegende Informationen zur Organisation des 1. Fachsemesters (z. B.: Stundenplanerstellung, Anmeldung zu Grundkursen) und zur Orientierung im neuen Umfeld Universität.
  • Orientierungstutorium (vgl. Zielsetzung und Themen des Orientierungstutoriums [Dieses Dokument wird zurzeit überarbeitet (Stand 05/2019).]):
    • grundlegende Haltungen (z. B.: Was ist Wissenschaft? Warum muss ich mich mit unterschiedlichen Positionen zu einem Thema beschäftigen? Wie arbeite ich wissenschaftlich sauber? Eigenständigkeit, Selbstverantwortung im Studium – Unterschied zwischen Schule und Hochschule);
    • grundlegende Kompetenzen und Arbeitstechniken (z. B.: Wie schreibe ich im Seminar und in der Vorlesung mit? Wie recherchiere ich Forschungsliteratur? Wo finde ich Forschungsliteratur? Wie bereite ich ein Referat vor? Wie halte ich ein Referat?usw.).
  • Grundkursveranstaltungen: grundlegende fachliche Kenntnisse und Kompetenzen (nach Absprache in den Fachgruppen).
  • Propädeutische Übung als Teil des Grundkursmoduls Neuere deutsche Literaturwissenschaft:
    • exemplarische Anwendung der im Orientierungstutorium vermittelten Kompetenzen und Arbeitstechniken anhand eines konkreten Gegenstandes (nach Absprache in der Fachgruppe Neuere deutsche Literaturwissenschaft);
    • sehr sinnvoll erscheint es, wenn Lehrende bereits hier modellhaft zeigen, wie sie selbst vorgehen, etwa wie sie einen Text lesen, wie sie exzerpieren oder Notizen machen, wie sie einen Text überarbeiten u. ä.
  • Proseminare der Vertiefungsmodule:
    • weitere Vertiefung der Kompetenzen und Arbeitstechniken, insbesondere im Bereich des wissenschaftlichen Schreibens, anhand eines konkreten Gegenstandes;
    • insbesondere in den Proseminaren werden einzelne Aspekte des Schreibprozesses passend zu den jeweiligen inhaltlichen Schwerpunkten punktuell bearbeitet; dazu werden kleinere Schreibaufträge ins Proseminar integriert (z. B. durch das Schreiben von Exposés); es erfolgt eine kleinschrittige, ggf. exemplarische Rückmeldung an Studierende (am besten ohne Notendruck; vgl. auch unten);
    • es muss immer auch eine Auseinandersetzung mit inhaltlichen Herausforderungen beim Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit erfolgen, zum Beispiel damit, was eine Fragestellung zu einer guten (= für wissenschaftliche Texte geeigneten) Fragestellung macht;
    • bei der Behandlung von Formalia muss deren Funktion bzw. Sinn deutlich gemacht werden;
    • in den Proseminaren zeigen Lehrende, wie sie selbst vorgehen, etwa wie sie einen Text lesen, wie sie Exzerpieren oder Notizen machen, wie sie einen Text überarbeiten u. ä.;
    • als wesentliche Differenz zum Tutorium und zur Propädeutischen Übung wird festgeschrieben, dass ein zentrales Ziel des Proseminars die Vorbereitung auf das Schreiben einer wissenschaftlichen Hausarbeit ist, die dann auch tatsächlich als Modulprüfung geschrieben wird.