Mediävistik als Fach hätte ich am liebsten bereits zu Studienbeginn studiert, doch dieses Angebot gab es damals noch nicht. Als ich gegen Ende meines Bachelors (Germanistik und Geschichte) dann von einem solchen Master-Studiengang hörte, war ich Feuer und Flamme. Kurz nach meiner Einschreibung in den 1-Fach-Master Germanistik wurde MARS akkreditiert und ich konnte mich umschreiben und meinen germanistischen Schwerpunkt beibehalten. Ich tat mich mit den anderen „Pionieren“ des allerersten Semesters zusammen und wir gründeten gleich den Fachschaftsrat zum Studiengang, der klein aber fein war und zugleich die gesamte Studierendenschaft umfasst hat.

Die Idee, über die Fächergrenzen, auch der beiden Studienfächer des B.A., hinaus einen Blick auf die verschiedenen in der Mediävistik arbeitenden Disziplinen zu bekommen, hatte mich von Anfang an begeistert. „Interdisziplinarität“ war und ist ein leider nicht immer substanzvolles Modewort in der wissenschaftlichen Welt, aber beim Blick auf die historische Epoche des Mittelalters alle möglichen Facetten und die verschiedenen Fächerkulturen und -praktiken miteinander verbinden zu können, schien mir von vornherein ein ungemein gewinnbringender Ansatz zu sein. Mediävistische Fragestellungen weisen meiner Erfahrung nach die Tendenz auf, häufig über den Tellerrand der Fächergrenzen hinaus auszuufern und die „Mittelalter- und Renaissance-Studien“ schienen – und scheinen mir auch jetzt noch – eine hervorragende Möglichkeit, dieser Weitläufigkeit zu begegnen.

Im Studium wollte ich so viele Fächer wie möglich kennenlernen und habe mich daher neben meinem germanistischen Kernbereich vor allem in Geschichte, Kunstgeschichte, Komparatistik und katholischer Theologie umgetan. Als Marsianer habe ich vor allem gelernt, mich schnell in Methoden und Kulturen fremder Fächer einzuarbeiten: Quasi nebenher zu lernen, seine bereits vorhandenen eigenen Kompetenzen einzubringen und gleichzeitig neue zu erwerben, ist für mich eine der herausfordernden Schlüsselerfahrungen des Studiums und aus meiner Sicht ein grundlegender Gewinn interdisziplinärer Arbeitsweise.

Meine Masterarbeit schrieb ich schließlich an einer thematischen Schnittstelle zwischen germanistischer und historischer Fragestellung zum Thema „Das ‚Ambraser Heldenbuch‘ im Kontext des gedechtnus-Werks Kaiser Maximilians I.“ Ich schaute also mit einem literaturwissenschaftlichen Blick auf eine Handschrift in ihrem historischen Umfeld und Gesamtzusammenhang.

Die Fragen, die ich in der Masterarbeit angerissen hatte, haben mich danach noch eine Weile begleitet: Nach dem Abschluss bewarb ich mich auf ein Promotionsstipendium des Graduiertenkollegs „Materialität und Produktion“ an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit einem Exposé, in dem ich Anschlussfragestellungen an die Bochumer Masterarbeit formulierte. Wohl nicht zuletzt wegen des Abschlusses in MARS wurde ich angenommen und bekam die Chance, in einem ebenfalls interdisziplinär ausgerichteten GraKo eine germanistisch-historische und auch ein wenig kunsthistorische Dissertation zu schreiben.

Nach dem Abschluss der Promotion bin ich in Düsseldorf geblieben. Ich arbeite jetzt in einem historisch-germanistischen Editionsprojekt unter der Leitung von Eva Schlotheuber von der Heinrich-Heine-Universität und Henrike Lähnemann von der Universität Oxford und werde mit einem Stipendium von der Gerda-Henkel-Stiftung finanziert.