1. Germanistik und Didaktik – Theorie und Geschichte

Didaktik wird als der Teil der Germanistik verstanden, der Forschung und Lehre in den Anwendungsfeldern von Bildung und Erziehung verantwortet, Empfehlungen für den Deutschunterricht mit seinen Zielen, Inhalten Methoden, Medien, Formaten von Leistungsüberprüfungen begründet und das Wechselspiel von Theorie und Praxis reflektiert. Bei gleichen Gegenständen, Prinzipien der Wissenschaften sowie ihrer Methoden liegt der Unterschied zwischen Fach und Didaktik in der Verantwortung für die Bildung der nächsten Generation. Didaktik wird als normsetzende Handlungswissenschaft verstanden (seit 1972).

Untersuchungen liegen vor u.a. zu den Themen:

  • Wozu Germanistik? (2004),
  • Was ist eigentlich ‚deutsch‘ am Deutschunterricht? (1996),
  • Denken in Ellipsen (2016),
  • Diskurse über Bildung 2000 (2016),
  • Vergleich von Bildung und Erziehung in der BRD und DDR: Deutschunterricht (1990!),
  • Modernisierung des Deutschunterrichts und der Didaktik nach 1965 (2017).
  1. Lehrerbildung und Evaluation der Lehre

Das Zentrum der Lehre und des Studiums im Feld der Geisteswissenschaften ist die Lehrerbildung; der Beruf des Lehrers und der Lehrerin ist das bestimmende Studienziel der Studierenden. Germanistik und Didaktik wirken gleichberechtigt und gleichermaßen an der Professionalisierung zukünftiger Lehrkräfte mit. Die Studiengänge werden regelmäßig mit Kriterien der Hochschuldidaktik einer Evaluation unterzogen.

Zahlreiche Publikationen, auch zu literaturwissenschaftlichen Themen, sind auf Bekräftigung des Kanons sowie Innovationen des Lehrplans gerichtet.

  • Grundkurs Lehramt Deutsch (2009): Eine Einführung in die acht Aufgabenfelder der Deutsch-Didaktik,
  • Lehrerbildung auf dem Prüfstand (DE 1999),
  • Profession durch Wissenschaft. Neue Wege der Lehrerbildung (2004/2017),
  • Curriculum und Kompetenz. Plädoyer für die Stufung des Studiums (2006),
  • Bericht zur Evaluation von Lehre und Studium im Nordverbund (2007, S. 295 ff.) mit acht Kriterien zur Beurteilung von Lehre.
  1. Empirie und Konstruktive Hermeneutik

Unterrichtsforschung zielt zum einen auf Befunde geltender Praxis (quantitativ analytisch), zum anderen auf die Konstruktion von Unterrichtseinheiten für zukünftige Praxis (qualitativ synthetisch) sowie der Prüfung ihrer Reichweiten sowohl in Untersuchungen mit Verfahren der Statistik wie auch durch Fallstudien.

  • Deutschkurse (1987/1994): Bisher einzige Langzeitstudie über drei Jahre Oberstufenunterricht zum Abitur (1980-1983),
  • Handlungsforschung (Amsterdam 1989),
  • Gleichheit oder Gerechtigkeit? Ziele der Bildung und empirische Forschung (2013),
  • Curricula für die SI: Lesebuch Lektüre (1991), für SII: Deutschkurse (1987/94),
  • Curriculum-Module (CUM) ab 1997 in der Zs. Deutschunterricht/Berlin, z.B. Prometheus-Mythos,
  • Online Module in „Deutschunterricht Aktuell“/Braunschweig, z.B. Kleists Tod am Wannsee, 11. September 2001, Streit der Brüder Mann, Navid Kermani, Kriegsende 1945.
  1. Literarische Wertung und Kanon

Begründung der Auswahl und Anordnung von Werken, Texten. Problemen für den Unterricht ist das Kerngeschäft der Literaturdidaktik. Literarische Wertung im Feld der Didaktik fragt zusätzlich zu den speziellen Qualitätskriterein für Kunstwerke nach dem Potenzial für die Bildung der jungen Menschen. Didaktische Wertung bestimmt den Kanon für Lektüre der Schuljahre der jeweiligen Zeit. Jeder Kanon ist eine Wette auf die Zukunft des Kulturellen Erbes.

Interpretationen für das Lehren und Lernen fragen stärker nach ganzheitlichen, fundamentalen als nach speziellen, forschungsbasierten Deutungen.

  • Didaktische Wertung (DFG-Symposion 1989, in: Barner, Literaturkritik 1990),
  • Denkbilder (DE 1996),
  • Anthropologie in didaktischer Absicht (DE 1999), mit Basisbeiträgen zu Heften über Familiendesaster, Träume, Tabus, Konflikte sowie Schmerz und Tod,
  • Kanon (2015),
  • Interpretationen u.a. zu Goethe: Faust I und II (2000), Erinnerungen an Auschwitz (2001), Herder: Konzepte der Humanität (2008) und Rhetorik der Performanz (2014), Denkübungen Kleists (2013), Erzählen und Erinnern in Uwe Johnsons Jahrestage (1998), Generativität der Autobiographie: Christa Wolfs Kindheitsmuster (2016).
  1. Methoden und Prüfungen

Reflexion über Lehr- und Lernprozesse bedeutet immer auch ein Abwägen geeigneter Verfahren zur Vermittlung der Inhalte. Teilweise können Methoden, in der methodischen Bildung, auch Gegenstände des Unterrichts werden, z.B. bei Methoden der Gesprächsführung, der Interpretation, des Übens und Wiederholens oder des Programmierens. Auch Verfahren zur Lösung schriftlicher und mündlicher Aufgaben in Prüfungen müssen systematisch gelernt werden. Kriterien der Beurteilung von Leistungen werden, bei steigenden Anforderungen, nachvollziehbar vermittelt und angewendet.

  • Grundkategorien der System- vs. Problemorientierung (Grundkurs 2009, S.113 ff.),
  • Interpretationen analytisch vs. synthetisch, hermeneutische Spirale des Verstehens (ebda S. 124 ff.,
  • Handlungsorientierung und Produktive Rezeption (Jahrbuch der DD 1978, DE 1991)
  • Noten und Beurteilungen (DE 1993),
  • Aufgaben für den Literaturunterricht im 19. Jahrhundert (1985),
  • Abitur: Literatur und Abitur (1990),
  • Abituraufsatz in Westdeutschland (2010).
  1. Essays und Plädoyers

Auftrag der Didaktik ist es auch, die Aufgaben des Faches Deutsch, alte wie neue Schwerpunkte des Faches Deutsch, Innovationen für das Curriculum der Jahrgangsstufen, Anregungen für Methoden und Prüfungen öffentlich zu machen und mit Lehrern, Eltern, politischen Gremien sowie in medialen Foren zu diskutieren. Publizistische Beiträge verschiedener Formate begleiten daher Forschung und Lehre der Didaktik und Germanistik.

  • Wo Halbbildung verordnet wird (DIE ZEIT 1981),
  • Kanon der Kinder- und Jugenbücher (ELTERN 1981),
  • 200 Jahre Abitur (SZ 1988),
  • Literaturunterricht in den beiden deutschen Staaten (FAZ 1990),
  • Plädoyer für Bachelor/Master-Studium (DIE WOCHE 1994),
  • Mehr Deutschstunden (DIE ZEIT 2000),
  • Vom Wert der Werte (DE 2000),
  • College sucht Campus (F&L 2019).