Prof. Dr. Nicola Kaminski, PD Dr. Andreas Beck, Robert Schütze – 

Krieg. Literatur der Frühen Neuzeit und ihre kulturellen Kontexte. Neunte Folge

Ringvorlesung im Sommersemester 2018, Montag 12–14 Uhr, HGB 20

 

Sie ist mehr als Vanitas und Memento Mori, mehr als Weltekel und obsessive Jenseitsorientierung, mehr als rhetorisches Geklapper und überladener Schwulst: Die Literatur der Frühen Neuzeit zeigt sich weitaus vielgestaltiger, als solch überstrapazierte Schlagworte suggerieren, deren bequeme Anwendung die Texte nicht selten, leider, eher zum Schweigen als zum Sprechen bringt. Nun lässt sich gegen den langweilig-verengten Tunnelblick durchaus etwas unternehmen. Unsere Ringvorlesung, die sich an fortgeschrittene Bachelor- sowie an Master-Studierende richtet, vermeidet klischeelastige Monotonie: In diesem Sommer, in dem sich der Beginn des Dreißigjährigen Krieges zum 400. Mal jährt, widmen wir uns den Wechselwirkungen zwischen Literatur und Krieg in der Frühen Neuzeit, um ihrem staunenden Blick zu zeigen, welch faszinierende Spuren kriegerische Auseinandersetzungen in Literatur und Kunst hinterlassen, wie Literatur selbst zum Schauplatz von Krieg wird und wie literarische Texte umgekehrt an der Wirklichkeit des Krieges mitschreiben. Neben dem kriegsaffinen Höhenkamm der Barockliteratur – Grimmelshausens „Simplicissimus Teutsch“ zum Beispiel – vergessen wir auf unseren Streifzügen auch solche Texte nicht, die abseits des Kanons ein unverdientes Schattendasein fristen.

Im Mittelpunkt der Vorträge steht jeweils ein überschaubarer, meist im engeren Sinn literarischer Schlüsseltext, der eingehend auf seine kulturgeschichtliche Relevanz hin untersucht wird. Über den literaturwissenschaftlichen Tellerrand hinaus gehen wir zudem gezielt in den interdisziplinären Austausch (u.a. mit Geschichtswissenschaft, Musikwissenschaft, Kunstgeschichte), um frische und andere Perspektiven auf Gegenstände und Ereignisse zu gewinnen.

So erlaubt es die Veranstaltung, frühneuzeitliche literarische Texte in ihren Beziehungen nach außen wahrzunehmen – und nicht minder unsere Bochumer Germanistik: Für einen Teil der Vorlesungseinheiten laden wir auswärtige Dozenten nach Bochum ein, so dass Sie Gelegenheit bekommen, renommierte Frühneuzeitspezialisten anderer Universitäten kennenzulernen und mit ihnen zu diskutieren.

 

 

Programm

  1. April 2018

Nicolas Potysch / Robert Schütze (Bochum)

Literatur und Krieg in der Frühen Neuzeit. Einführung

  1. April 2018

Nicola Kaminski (Bochum)

„Der Kriegsmann will ein Schäfer werden“, der Poet auch: Kriegsflüchtlinge im barocken Nürnberg, wo sie herkommen, was sie mitbringen und wo sie hinwollen, wenn „die Schafe ihre Bücher“ sind

  1. Mai 2018

Andreas Beck (Bochum)

Krieg und Frieden. Außenpolitische Kommunikation in Emblemen des 17. und 18. Jahrhunderts

  1. Mai 2018

Jutta Nowosadtko (Hamburg)

Bildungsbürgerliche Schlachtgesänge. Imaginierte Kriegserfahrungen und die Praxis des Siebenjährigen Krieges

  1. Mai 2018

Maren Lorenz (Bochum)

Kriegsgräuel und sexualisierte Gewalt im Dreißigjährigen Krieg – unvermeidlicher Kontrollverlust oder Mittel zum Zweck?

  1. Juni 2018

Benedikt Jeßing (Bochum)

„Das blutig- doch mutige Pegu“. Martialische Kriegsdarstellung in Ziglers Asiatischer Banise

  1. Juni 2018

Norbert Abels (Frankfurt/Essen)

It’s all over for the unknown soldier… Musiktheater und Krieg – Aspekte einer doppelbödigen Beziehung

  1. Juni 2018

Eric Achermann (Münster)

Die Rhetorik des Krieges

  1. Juni 2018

Sandra Waldenberger (Bochum)

Die Akten des Westfälischen Friedenskongresses: eine (bisher unerschlossene) Fundgrube für die Germanistik

  1. Juli 2018

Carsten Zelle (Bochum)

Lessings Philotas im Siebenjährigen Krieg

  1. Juli 2018

Armin Schäfer (Bochum)

Der Krieg als Spiel. Daniel Casper von Lohensteins Trauerspiele