Lektürehilfen und Deutschunterricht

Die Lektürehilfe gehört zu den unerforschten Gattungen literaturwissenschaftlichen Schreibens. Mit dem Ziel, Lehrern und Schülern höherer Schulen kanonische literarische Werke zu erschließen, ist sie nicht nur festes Element literaturwissenschaftlicher Breitenkommunikation, sondern seit den 1850er Jahren eine publizistische Erfolgsgattung, die hunderte von Bände in dutzenden publizistischer Reihen hervorgebracht hat und hervorbringt. Vorgestellt werden Inhalte literarischer Werke, Entstehungs- und Rezeptionsgeschichten, literarische Figuren, Wort- und Sacherklärungen oder Interpretationsansätze. Resultat ist eine stupende Menge erstaunlich gleichförmiger Texte, die auf den ersten Blick ebenso selbstverständlich wirkt, wie sie bei näherem Hinsehen unwahrscheinlich ist.

Das Forschungsinteresse zu Lektürehilfen widmet sich ihrer inhaltlichen Analyse ebenso wie der empirischen Erforschung ihrer Nutzung. Dabei geht es nicht allein um die Textgattung selbst, sondern um die impliziten deutschunterrichtlichen und fachkulturellen Prämissen, denen Lektürehilfen und ihre Nutzung aufruhen.

Texte:

  • Sebastian Susteck u. Manuel Mackasare: Stilbildung. Lessings Nathan der Weise, eine bestandene Reifeprüfung und die Genese literaturwissenschaftlicher Fachkultur durch Lektürehilfen im frühen 20. Jahrhundert. In: Wirkendes Wort 69 (2019), S. 281-302.
  • Sebastian Susteck u. Manuel Mackasare: Erforschung schulischer Lektürehilfen zwischen Literaturwissenschaft, -didaktik und -unterricht: Ein Projektaufriss. In: Geschichte der Germanistik 55/56 (2019), S. 153-155.
  • Sebastian Susteck (Hg.): Erschriebene Kultur. Schulische Lektürehilfen zwischen Literaturwissenschaft, Didaktik und Empirie. Bad Heilbrunn 2020 [=Klinkhardt-Verlag: Beiträge zur historischen und systematischen Schulbuch- und Bildungmedienforschung, 212 S.]
  • Sebastian Susteck: Erschriebene Kultur. Die Gattung Lektürehilfe als Gegenstand der historischen Reflexion und empirischen Nutzungsforschung. In: Ders. (Hg.): Schulische Lektürehilfen zwischen Literaturwissenschaft, Didaktik und Empirie. Bad Heilbrunn 2020, S. 7-26.
  • Sebastian Susteck: Höheres Lesen. Die praktisch-performative Logik von Literaturwissenschaft und -didaktik in schulischen Lektürehilfen zu Friedrich Schillers Drama Wilhelm Tell (1894 bis 2011). In: Ders. (Hg.): Schulische Lektürehilfen zwischen Literaturwissenschaft, Didaktik und Empirie. Bad Heilbrunn 2020, S. 65-99.
  • Sebastian Susteck u. Valeria Koudich: Literaturvermittlung und Lektürehilfen. Ergebnisse aus Fragebogenerhebungen zur Nutzung durch Schülerinnen und Schüler, Entwurf eines qualitativen Forschungsprojekts. In: Christian Dawidowski u. a. (Hg.): Schulische Literaturvermittlungsprozesse im Fokus empirischer Forschung. Berlin u. a. 2020, S. 231-249.
  • Sebastian Susteck: Vor der Akademie. Schulische Lektürehilfen und die frühe Ausbildung akademischen Lesens in der Philologie zwischen dem 19. Jahrhundert und dem digitalen Zeitalter. In: Stefan Alker-Windbichler, Axel Kuhn, Benedikt Lodes u. Günther Stocker (Hg.): Akademisches Lesen. Medien, Praktiken, Bibliotheken. Göttingen 2022, S. 147-167.