Forschungsprojekt »Causes Célèbres«

Die Causes Célèbres des 19. Jahrhunderts in Frankreich und Deutschland. Narrative Formen und anthropologische Funktionen

Laufzeit: 2015-2018

Abb-CC-Programm

 

Das gemeinsame, komparatistisch angelegte Projekt geht der Frage nach, welche Rolle juristische Fallberichtserzählungen (‚Causes célèbres‛) in Frankreich und Deutschland im Verlauf des 19. Jahrhunderts in anthropologiegeschichtlicher, in literarisch-morphologischer sowie literarisch-funktionaler Hinsicht gespielt haben. In diesem Rahmen zielt das neugermanistische Teilprojekt erstmalig auf die Erforschung der gesamten, in 60 Bänden zwischen 1842 und 1890 bei Brockhaus in Leipzig herausgegebenen Kriminalfallsammlung Der neue Pitaval (zunächst von Julius Eduard Hitzig [1780-1849] und Wilhelm Heinrich Häring [1798-1871], alias Willibald Alexis, seit Band 29 [1861] von Anton Vollert [1828-1897] ediert).

 

Aufbauend auf den Ergebnissen kurrenter Fallerzählungsforschungen auf dem Gebiet von Literatur und anthropologischem Wissen wird auf die Erforschung dieses Verlagsunternehmens auf syntagmatischer und paradigmatischer Ebene gezielt: Auf der Ebene des Syntagmas soll herausgearbeitet werden, wie die Morphologie dargestellter Kriminalität in der ‚longue durée‛ 1842/1890 und die z.T. dramatischen Umbrüche der Kontextbedingungen in Strafprozessordnung, Beweisreich, Verbrechensätiologie und Schuldfähigkeitsbeurteilung reagiert. Auf der Ebene des Paradigmas soll nach den verschiedenen (internen und externen) Strategien gefragt werden, nach denen ein rechtswidriges Ereignis zu einer Kriminalfallerzählung im Kommunikationszusammenhang des Neuen Pitaval vertextet bzw. narrativiert wird. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen, die Verschiebung von einem anthropologisch-inkludierenden des frühen zu einem biologisch-exkludierenden Kriminalitätsdiskurs in den CC des späten 19. Jahrhunderts mitsamt der damit einhergehenden Normalitätskonstruktion zu überprüfen und differenzanalytisch sowohl auf fachjuristische als auch (im engeren Sinn) literarische Kriminalfallerzählungen zu beziehen.

 

Gemeinsames Forschungsprojekt mit Rudolf Behrens (RUB, Romanisches Seminar), gefördert durch die Fritz Thyssen-Stiftung.

 

Laufzeit: April 2015 bis März 2018.