Das interdisziplinäre Projekt arbeitet die Bedeutung des Werks des psychomedizinischen Kreises »vernünftiger Ärzte« in Halle um Stahl, Krüger, Unzer, E.A. Nicolai u.a. für die anthropologische Wende um 1750 heraus. Gezielt wird damit auf die Anthropologie vor der Anthropologie (i.S. Platners). Im Zentrum stehen 1.) die Entstehungsbedingungen von Anthropologie und Ästhetik (Baumgarten, Meier u.a.) im Kontext von Stahlianismus, Pietismus, Thomasianismus und Wolffianismus, 2.) die Vordatierung der Ursprünge der Anthropologie im deutschsprachigen Raum von der Spät- in die Frühaufklärung, 3.) die Gleichursprünglichkeit von Anthropologie und Ästhetik aufgrund eines vergleichbaren, antikartesianischen Impulses, d.h. die Supplementierung der herkömmlichen Logik um eine ›Logik der sensitiven Erkenntnis‹ (= Ästhetik) und ein ganzheitliches, Leib und Seele umfassendes Menschenbild (= Anthropologie). Dadurch leistet das Projekt einen Beitrag zur Erforschung jener disziplinären Bereiche der Moderne, die vom Kartesianischen Wissenschaftsdispositiv verdrängt worden und in der Wissenschaftsgeschichtsschreibung unthematisch geblieben sind. Der antikartesianische Impuls von Ästhetik und Anthropologie um 1750 macht die »vernünftigen Ärzte« anschlußfähig an heutige Überlegungen zu Psychosomatik und ganzheitlichen Therapieansätzen und bildet die Brücke zu einer ›Logik des Individuellen‹. Projektarbeit: »›Vernünftige Ärzte‹. Hallesche Psychomediziner und Ästhetiker in der anthropologischen Wende der Aufklärung unter besonderer Berücksichtung des erfahrungswissenschaftlichen Werks von Johann Gottlob Krüger (1715-1759)«. Dreijähriges DFG-Projekt innerhalb der Forschergruppe »Selbstaufklärung der Aufklärung« (IZEA, Halle. Sprecher: Heinz Thoma). |
Projektpublikationen
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Tanja van Hoorn:
Rainer Godel:
Brian T. McInnis: