Ausschreibung zum Workshop am 20.01.2023
und für die
Promotionsstipendien (Bewerbungszeitraum: 15.02.-31.05.2023)
am Promotionskolleg
„Mitsprache. Mitbestimmung durch Sprache“ (PK 054)
Aus Mitteln der Hans-Böckler-Stiftung werden zum November 2023 am Germanistisches Institut an der Ruhr-Universität Bochum 12 Promotionsstipendien am Promotionskolleg „Mitsprache. Mitbestimmung durch Sprache“ (PK054) vergeben. Zweck des Workshops ist es, ein gegenseitiges Kennenlernen zwischen den Wissenschaftler*innen des Kollegs und eventuellen Bewerber:innen zu ermöglichen.
Sprache ist ein variierbares System mit solidarischer, aber auch machtstruktureller Symbolkraft, das kommunikativ direkt bzw. medial gebrauch- und erlernbar ist. Mit Sprache erfolgt wesentlich Mitbestimmung, die demnach beeinflussbar durch Anwenden, Erlauben, Verbieten, Vermitteln … von Sprache ist. Formen der sprachlichen Einflussnahme auf Mitbestimmung bezeichnen wir als SprachGewalten, die etwa als sprachliche Gewalt (z.B. protestkommunikative Beschimpfungen) oder Sprachgewalt (z.B. rhetorische, wortgewaltige Fähigkeiten) vorliegen und die von technischen Entwicklungen grundlegend beeinflusst werden: SprachGewalten sind mehr und mehr durch körperliche (Teil-)Abwesenheit und ausbleibend beobachtbare Adressat:innenreaktionen gekennzeichnet, so dass sich die folgende arbeitsweltlich, aber auch gesellschaftlich relevante Forschungsfrage stellt: Mit welchen mitbestimmungsfördernden und/ oder -hemmenden Auswirkungen werden SprachGewalten symbolisch und kommunikativ angesichts fortschreitender, gesellschaftlicher, arbeitsweltlicher und digitaler/ technischer Veränderungen in Form von (gruppenspezifischen) Aushandlungsprozessen (noch) nicht bzw. bereits routinehaft verwendet?
Betreuende
Ausgeschrieben sind 12 Promotionsstipendien, die jeweils von zwei der folgenden Personen betreut werden:
Prof. Dr. Gabriele Bellenberg. RUB. Schulpädagogik.
Prof. Dr. Anastasia Drackert. TestDaF. Sprachtestforschung & Digit. Lernen.
Jun.-Prof. Dr. Karim Fereidooni. RUB. Didaktik der sozialwis. Bildung.
Prof. Dr. Eric Fuß. RUB. Germanistische Linguistik.
Prof. Dr. Markus Hertwig. RUB. Soziologie der digitalen Transformation.
Prof. Dr. Hannes Krämer. UDE. Institutionelle Kommunikation.
Prof. Dr. Laura Morgenthaler García. RUB. Iberoromanische Sprachwissenschaft.
Prof. Dr. Klaus Oschema. RUB. Geschichtswissenschaften (Spätes Mittelalter).
Prof. Prof. hon. Dr. Björn Rothstein. RUB. Germanistische Sprachdidaktik.
Jun.-Prof. Dr. Tatjana Scheffler. RUB. Digitale forensische Linguistik.
Prof. Dr. Sven Thiersch. Osnabrück. Schulische Sozialisation.
Prof. Dr. Anna Tuschling. RUB. Theorie, Ästhetik u. Politiken digitaler Medien.
Prof. Dr. Judith Visser. RUB. Romanische Linguistik und Sprachdidaktik.
Erwünscht sind Bewerbungen zu folgenden Promotionsbereichen:
- Auf welchen sprachsystematischen Faktoren beruhen Symbole noch nicht routinehafter mitbestimmungsrelevanter Sprachgewalten? Soziale Auswirkungen sprachlicher Konventionen sowie von Bild-/Motivwelten sozialer Selbstbeschreibung werden aus sprachhistorischer und historischer Perspektive mit einem Fokus auf die Zeit des Spätmittelalters untersucht. Ein besonderer Schwerpunkt soll dabei auf dem Aspekt sprachlicher Handlung und deren Auswirkungen liegen (unter Einbezug der Frage nach der Einhegung sprachlicher Gewalt), Betreuende: Fuß/Oschema. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik oder vergleichbar plus Geschichte.
- Auf welchen sprachsystematischen Faktoren beruhen Symbole routinehafter mitbestimmungsrelevanter Sprachgewalten? Politolinguistisch und mit kritischer Diskursanalyse werden z.B. symbolische Auswirkungen der Verbote fremder Sprachen auf Mitbestimmung untersucht, Betreuende: Morgenthaler/Krämer. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik mit Schwerpunkt romanische Sprachen/ Romanistik oder in Kommunikationswissenschaften oder vergleichbar.
- Auf welchen sprachsystematischen Faktoren beruht die Kommunikation noch nicht routinehafter mitbestimmungsrelevanter Sprachgewalten? Variationslinguistisch und mit Interviewverfahren werden z.B. morphosyntaktische Anpassungen der sprechenden Person an die hörerseitige Ausdrucksweise untersucht (z.B. vermehrter Genitivgebrauch, um bildungssprachliche Kompetenz und Recht auf Mitsprache in migrationsgesellschaftlichen Settings zu signalisieren, Betreuende: Fuß/Fereidooni. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik und idealerweise Sozialwissenschaften oder vergleichbar.
- Auf welchen sprachsystematischen und medialen Faktoren beruht die Kommunikation routinehafter mitbestimmungsrelevanter Sprachgewalten? Linguistisch-pragmatisch mit hermeneutischen Methoden werden sprachliche Verschleierungsstrategien (z.B. Euphemismen, Metaphern, Nominationskonkurrenz) von betrieblicher Mitbestimmung untersucht, Betreuende: Visser/Tuschling. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik mit Schwerpunkt romanische Sprachen/ Romanistik und idealerweise Medienwissenschaften oder vergleichbar.
- Auf welchen sprachgebrauchsbasierten Faktoren beruhen Symbole noch nicht routinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? Soziolinguistisch und mit ethnographischen Methoden werden z.B. Sprachmischungen/
Sprachattitüden untersucht, Betreuende: Morgenthaler/Krämer. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik mit Schwerpunkt romanische Sprachen/ Romanistik oder in Kommunikationswissenschaften oder vergleichbar. - Auf welchen sprachgebrauchsbasierten Faktoren beruhen Symbole routinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten?Korpuslinguistisch und mit quantitativ-qualitativen Methoden wird z.B. anhand gewerkschaftlicher Tweets die Rolle von Emojis und weiteren Sonderzeichen in Mitbestimmungsprozessen untersucht, Betreuende: Scheffler/Tuschling. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik und idealerweise Medienwissenschaften oder vergleichbar.
- Auf welchen sprachgebrauchsbasierten Faktoren beruht die Kommunikation noch nicht routinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? (Korpuslinguistisch werden z.B. unternehmerische, betriebsrätliche und Beschäftigten-Tweets auf Partizipation und Retribalisierung ausgewertet, Betreuende: Scheffler/Hertwig. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik und idealerweise in einem sozialwissenschaftlichen Fach (z. B. Arbeitssoziologie) Arbeitswissenschaften oder vergleichbar.
- Auf welchen sprachgebrauchsbasierten Faktoren beruht die Kommunikation routinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? Diskurslinguistisch wird mit Interaktionsanalysen untersucht, wie z.B. Gendern im politischen Diskurs (linker, rechter Ideologien, unterschiedlicher Akteure wie Gewerkschaften) (un)sichtbar wird, Betreuende: Visser/Thiersch. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik (Schwerpunkt romanische Sprachen)/ Romanistik und Bildungswissenschaften oder vergleichbar..
- Auf welchen sprachvermittelnden Faktoren beruhen Symbole noch nicht routinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? Psycholinguistisch wird mit Methoden der Kompetenzmessung z.B. ein unterrichtlich einsetzbares, Diagnose-Instrument zur Erkennung von SprachGewalten entwickelt, Betreuende: Drackert/Rothstein. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik.
- Auf welchen sprachvermittelnden Faktoren beruhen Symbole routinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? Allgemeindidaktisch und mit unterrichtsethnographischen Methoden wird eine spiralcurriculare Vermittlung von individuellen deeskalierenden Reaktionsmöglichkeiten auf sprachliche Gewalt in (nicht-)digitalen Kommunikationssituationen entwickelt, Betreuende: Drackert/Rothstein. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik und idealerweise Bildungswissenschaften.
- Auf welchen sprachvermittelnden Faktoren beruht die Kommunikation noch nicht Auf welchen sprachvermittelnden Faktoren beruht die Kommunikation noch nicht routinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? Sprachdidaktisch und mit empirischen Methoden erziehungswissenschaftlicher bzw. sozialwissenschaftlicher Forschung werden sprachliche Mitbestimmungsmöglichkeiten (z.B. durch Rollenspiele) entwickelt und erforscht, Betreuende: Rothstein/Bellenberg. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik und idealerweise Bildungswissenschaftenroutinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? Sprachdidaktisch und mit Methoden der pädagogisch-psychologischen Interventionsforschung werden sprachliche Mitbestimmungsmöglichkeiten (z.B. durch Rollenspiele) trainiert, Betreuende: Rothstein/Bellenberg. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik und idealerweise Bildungswissenschaften.
- Auf welchen sprachvermittelnden Faktoren beruht die Kommunikation routinehafter mitbestimmungsrelevanter SprachGewalten? Deutschdidaktisch und bildungssoziologisch werden Kommunikationen entsprechend reflektiert und z.B. durch introspektive Methoden auswertbar gemacht, Betreuende: Rothstein/Thiersch. Voraussetzungen: MA/M.Ed./Staatsexamen in Linguistik/ Germanistik und idealerweise Bildungswissenschaften.
Wir bieten eine engmaschig, international und national vernetzte und kollegial betreute Promotion zu einem gesellschaftlich höchst relevanten Thema in einem dynamischen Umfeld mit Akteur:innen aus Bildungsinstitutionen, Gewerkschaften, Künsten, Wirtschaft und Wissenschaft. Die Promotionsvorhaben werden individuell und in Form eines strukturierten Promotionsprogramms mit u.a. Masterclasses, Vorträgen und Workshops begleitet. Wir streben eine sozial relevante, exzellente Förderung des Nachwuchses auf Augenhöhe an, großer Wert liegt auf dem kollegialen und sozialen Miteinander.
Erwünscht sind vorzugsweise Bewerbungen aus der Linguistik, Germanistik und Romanistik, die aber auch mit Schwerpunkten in Geschichte, Kommunikationswissenschaften, Medienwissenschaften, Sozialwissenschaften, Arbeitssoziologie, Arbeitswissenschaften und Bildungswissenschaften kombiniert werden können.
Informationen zum Bewerbungsablauf für die Stipendien (Zeitraum: 15.02.-31.05.2023)
Die Stipendien werden ab November 2023 für maximal drei Jahre vergeben. Promovierende erhalten derzeit eine Förderung in Höhe von 1.450 € (umfasst 1.350 € Grundstipendium, 100 € Forschungskostenpauschale). Zusätzlich können bis zu 100 € Krankenkassenzuschuss und ggf. Familienzulagen gezahlt werden.
Über die Promotionsstipendien wird nach den Richtlinien des BMBF und den Auswahlkriterien der HBS entschieden. Bewerber*innen müssen einen überdurchschnittlichen Studienabschluss (MA/M.Ed./Staatsexamen) und ein gesellschaftspolitisches oder gewerkschaftliches Engagement nachweisen.
Bewerben Sie sich bitte mit den erforderlichen Unterlagen und mit einem Exposé (max. 10 Seiten), in dem das geplante Vorhaben skizziert und in das Forschungsprogramm des Promotionskollegs eingeordnet wird. Hinweise der HBS zur Erstellung des Exposés finden sie hier. Ein wissenschaftliches Gutachten ist zu diesem Zeitpunkt nicht notwendig. Die Bewerbung senden Sie bitte ausschließlich über das Online-Bewerbungsportal der Hans-Böckler-Stiftung. Das Bewerbungsportal ist hier verfügbar und vom 15.02. bis einschließlich zum 31.05.2023 freigeschaltet. Die Vergabe des Stipendiums wird im Oktober 2023 bekannt gegeben.
Fragen zum Bewerbungsverfahren richten Sie bitte an bewerbung@boeckler.de.
Informationen zum Workshop (20.01.2023)
Am 20.01.2023 wird ein Vorbereitungsworkshop in Bochum stattfinden (voraussichtlich in Präsenz bzw. hybrid), bei dem in die Thematik des Kollegs eingeführt und über den Bewerbungsprozess bei der Hans-Böckler-Stiftung informiert werden wird. Anmeldungen hierfür können bis zum 15.12.2022 an bjoern.rothstein@ruhr-uni-bochum.de gerichtet werden. Eine kurze Skizzierung des Vorhabens (2 Seiten) soll der Anmeldung beigefügt werden. Auf dem Workshop besteht die Möglichkeit, die Projektskizzen zu präsentieren und zu diskutieren. Fahrtkosten können ggf. erstattet werden.
Bei allgemeinen Fragen wenden Sie sich bitte an den Sprecher des Promotionskollegs Prof. Dr. Björn Rothstein, Fragen zu den einzelnen Promotionsthemen beantworten die jeweils beteiligten Hochschullehrer*innen bzw. Betreuenden.