»Sehnsucht nach der Waldgegend«? (050510)
(Veranstaltungsreihe Lyrik und Lied )
Kooperation mit der Folkwang Universität der Künste
Gemeinsam mit Tatjana Dravenau und Elisabeth Schmierer
Montag, 16–18 Uhr, auf dem Campus der Folkwang Universität in Essen
Wer in Spotify & Co auf das Banner mit dem Schriftzug »Lyrics« klickt, bezeugt es: Lyrik und Musik – sie stehen sich nahe. Was uns seit dem 18. Jahrhundert neben Epik und Dramatik als dritte ›Hauptgattung‹ geläufig ist und seinen Namen einem griechischen Saiteninstrument, der Lyra, verdankt, war lange Zeit nichts anderes als ein Sammelbegriff für jene »getichte«, »die man zur Music sonderlich gebrauchen kan« (Opitz). Das Lied auf der anderen Seite fristet begrifflich eine nicht minder augenfällige Grenzgängerexistenz, gehört es doch fest zur Fachterminologie sowohl in der Musik- als auch in der Literaturwissenschaft, einerseits eine musikalische Gattung bezeichnend, andererseits eine auf Vertonung und Singbarkeit angelegte Textsorte, mithin eine Untergruppe (im modernen Sinne) ›lyrischer‹ Texte.
Diesem sozusagen ›doppelten Doppelcharakter‹ von Lyrik und Lied will unser Proseminar nachgehen, indem es sich vertonter Lyrik aus zwei Richtungen nähert: aus musikwissenschaftlicher wie aus literaturwissenschaftlicher Perspektive. Im Gespräch mit den Musikstudierenden der Folkwang Universität der Künste, die semesterbegleitend an Vertonungen der Texte arbeiten, wollen wir u.a. Gedichte von Johann Wolfgang Goethe, Heinrich Heine oder Else Lasker-Schüler, aber auch Texte von weniger bekannten Dichtern wie Justinus Kerner oder Emanuel Geibel, sowie ihre Vertonungen durch Komponisten wie Robert Schumann, Richard Strauss, Conrad Ansorge oder Max Reger diskutieren.
Im Zentrum stehen dieses Semester Lieder, die sich mit den Motivkomplexen Wald und Sehnsucht befassen. Wir wollen uns ansehen, welche sprachlichen Strukturen für die Vertonbarkeit von Texten ausschlaggebend sind, in welchem Verhältnis Text und Musik zueinander stehen, welche Mittel auf der Ebene ›musikalischer Rhetorik‹ die Bedeutung eines Textes unterstützen oder auch unterlaufen können. Daneben wollen wir auch Fragen der Medienkonkurrenz im 19. und frühen 20. Jahrhundert (Malerei, Fotografie, Film) mit Blick auf ihre Vertonungsrelevanz erörtern – in der Hoffnung, dass sich ein produktiver Dialog zwischen Bochumer und Essener Studierenden, zwischen Literatur- und Musikwissenschaft entwickelt.
Organisatorisches
Musikwissenschaftliche Kenntnisse sind für die Teilnahme an der Veranstaltung nicht erforderlich. Vorausgesetzt wird aber das Interesse, sich lyrischen Texten nicht nur ›inhaltlich‹ zu nähern, sondern sich auf musikalische und literarische Formfragen ernstlich einzulassen. Das Seminar findet in Kooperation mit Tatjana Dravenau und Elisabeth Schmierer an der Folkwang Universität der Künste in Essen statt und ist als Präsenzveranstaltung geplant. Berücksichtigen Sie bitte, dass Sie für diese Veranstaltung am Montag, 16–18 Uhr, nach Essen-Werden auf den Campus der Folkwang Universität (Klemensborn 39) kommen müssen. Der Campus ist im Nahverkehr gut zu erreichen.
Pastorale Inszenierungen, Pastorale-Inszenierungen
Ringvorlesung Literatur der Frühen Neuzeit und ihre kulturellen Kontexte
Gemeinsam mit Nicola Kaminski
Montag, 12–14 Uhr, HGB 50
Vorlesungsprogramm [Download]
Schäferdichtung ist Verkleidungsspiel. Wenn in Texten, die unter Gattungsnamen wie Pastorale, Bukolik, Idylle oder Ekloge zirkulieren, Schaf- und Kuhhirten den ‚Schauplatz‘ betreten, vor amöner Kulisse ihren Liebeskummer klagen, formvollendet von „geißen / seewerck / erndten“ singen oder wortreich Gottes Schöpfung loben, ist klar, daß Schäferdichtung mit ‚naturalistischer‘ Landleben-Schilderung nichts gemein hat. Vielmehr stellt das durch und durch künstliche Arrangement der Pastorale (von lat. pastor: Hirte) seine Inszeniertheit offensiv zur Schau: So taugt der Hirte etwa zur Maske des Dichters schlechthin, wenn Autoren wie Harsdörffer und Klaj imaginär ins Schäfer- oder Hirtengewand schlüpfen. Frühneuzeitliche ‚Schäffereyen‘ haben einen Hang zum Autobiographischen, von Fall zu Fall erzählen die Dichter-Hirten einander ihre nur teils verblümten Lebensgeschichten. Nicht selten dient die Pastorale der allegorischen ‚Einkleidung‘ geistlicher Stoffe oder wird zur Reflexionsfigur sprachlicher Inszenierung, wenn sie in einer vermeintlich ‚einfachen‘ Form, in niedrigem Stil, „auff ihre bäwrische vnd einfältige art“, wie Opitz meint, komplexe, hochartifizielle und nicht zuletzt intertextuell überdeterminierte Texte produziert. Und eben weil sie so demonstrativ künstlich ist, übersteht die Schäferdichtung – als Idylle – wundersamerweise auch die aufklärerische Abkehr von barocker Artistik im Namen der ‚Natur‘ und wird im 18. Jahrhundert zu einem Ort der Reflexion von Kunst und dichterischer Praxis.
Komplementär zu diesen Spielarten pastoraler Inszenierung nimmt unsere Ringvorlesung Pastorale-Inszenierungen in den Blick. Unter anderem werden wir den Fragen nachgehen, welches performative Potential bukolischen Stoffen, Motiven und Texturen eignet, was passiert, wenn Schäferdichtung ganz buchstäblich auf die Bühne wandert, rahmend oder kommentierend mit anderen dramatischen und theatralen Formen interagiert, wenn höfisches Zeremoniell und Festkultur das schäferliche Kostüm entdecken oder die Oper bukolische Sujets aufgreift. Auch nach ihrem ‚Sitz im Leben‘ zu fragen lohnt sich: den Pegnesischen Blumenorden etwa, den Georg Philipp Harsdörffer und Johann Klaj 1644 in Nürnberg gegründet haben, gibt es immer noch, im „Irrhain“ kann man bis heute lustwandeln.
Im Mittelpunkt jeder Vorlesung steht ein überschaubarer Schlüsseltext, der eingehend auf seine kulturgeschichtliche Relevanz hin untersucht wird. Für einen Teil der Vorlesungseinheiten laden wir auswärtige Dozenten – nicht nur aus der Germanistik, sondern auch aus angrenzenden Disziplinen wie der Theaterwissenschaft oder der Kunstgeschichte – nach Bochum ein, so daß Sie Gelegenheit bekommen, renommierte Frühneuzeitspezialisten anderer Universitäten kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Die Vorlesung findet als Präsenzveranstaltung auf dem Campus der Ruhr-Universität statt.
Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Donnerstag, 16–18 Uhr
GABF 04/414
Videos zum Kurs: https://www.youtube.com/channel/UCucOQ_Va8mLpM3ntwirdKyw
Ausgehend von der jeweils vorausgehenden Einheit der Grundkurs-Ringvorlesung, führt die Grundkursübung in zentrale Gegenstandsbereiche des Faches ein. An exemplarischen Texten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart werden die in der Vorlesung vorgestellten Sachverhalte anschaulich gemacht und vertieft. In der anschließenden gemeinsamen Erarbeitung bietet die Grundkursübung Studienanfängern die Gelegenheit, mündlich und schriftlich eigene Deutungsansätze zu entwickeln und das dazu erforderliche methodische Handwerkszeug kennenzulernen und zu erproben: Textbeschreibung und -analyse, Formulieren literaturwissenschaftlicher Fragen und Argumente, poetologische, gattungs- und literaturgeschichtliche Einordnung literarischer Texte, Umgang mit Forschungsliteratur.
Die Modulprüfung besteht in einer Abschlussklausur, die Inhalte sowohl der Ringvorlesung als auch der Grundkursübung abprüft. Voraussetzung für die Teilnahme an der Klausur ist die regelmäßige aktive Teilnahme an den drei Veranstaltungen (Ringvorlesung, Mentorium, Grundkursübung) und die erfolgreiche Erbringung aller kleineren in der Grundkursübung verlangten schriftlichen Leistungen.
Arbeitstechniken der Literaturwissenschaft (Übung)
Donnerstag, 16–18 Uhr
ergänzende Videos zu den Lehrveranstaltungen
Ergänzend zum Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft will die propädeutische Übung Sie an einem überschaubaren Untersuchungsgegenstand exemplarisch in literaturwissenschaftliches Arbeiten und die hierzu erforderlichen Arbeitstechniken einführen. Neben der intensiven Erschließung thematischer Aspekte werden wir deshalb verschiedene Techniken der Textanalyse erproben. Wir werden lernen, wie wir (historische) Wörterbücher produktiv für die Deutung literarischer Texte nutzen, warum es sich lohnt, mit Digitalisaten alter Drucke zu arbeiten, und wie wir diese finden, wie wir bibliographieren, Forschungsliteratur auswerten und ins Gespräch miteinander bringen, eigene Thesen entwickeln und sie sprachlich angemessen ausformulieren. Ziel ist es, exemplarisch wesentliche Techniken zur Abfassung eigener literaturwissenschaftlicher Texte (wie z.B. Hausarbeiten) zu erlernen.
Organisatorisches:
Einen Teilnahmenachweis erhalten Sie, wenn Sie jede Woche kleinere schriftliche Aufgaben bearbeiten (wie z.B. Blog-Einträge in Moodle, Übungen zur Wörterbuchrecherche, Stellenkommentare, Etherpad-Aufgaben) und sich aktiv an den Diskussionen im Kurs beteiligen. Regelmäßige Campus-Anwesenheit zu unseren Seminarzeiten ist insofern Voraussetzung für die Kreditierung der Übung.
Den folgenden Roman schaffen Sie sich bitte bereits zu Beginn des Semesters an:
Arno Schmidt: Die Gelehrtenrepublik. Kurzroman aus den Roßbreiten. Frankfurt a.M.: Fischer 2004 (Orig. 1957) (Fischer Taschenbuch 9126).
Spätestens bis zur zweiten Semesterwoche sollten Sie Arno Schmidts „Gelehrtenrepublik“ gelesen haben. Die Lektüre wird in einem obligatorischen Online-Test überprüft.
Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Dienstag, 16–18 Uhr
Videos zum Kurs: https://www.youtube.com/channel/UCucOQ_Va8mLpM3ntwirdKyw
Ausgehend von der jeweils vorausgehenden Einheit der Grundkurs-Ringvorlesung, führt die Grundkursübung in zentrale Gegenstandsbereiche des Faches ein. An exemplarischen Texten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart werden die in der Vorlesung vorgestellten Sachverhalte anschaulich gemacht und vertieft. In der anschließenden gemeinsamen Erarbeitung bietet die Grundkursübung Studienanfängern die Gelegenheit, mündlich und schriftlich eigene Deutungsansätze zu entwickeln und das dazu erforderliche methodische Handwerkszeug kennenzulernen und zu erproben: Textbeschreibung und -analyse, Formulieren literaturwissenschaftlicher Fragen und Argumente, poetologische, gattungs- und literaturgeschichtliche Einordnung literarischer Texte, Umgang mit Forschungsliteratur.
Die Modulprüfung besteht in einer Abschlussklausur, die Inhalte sowohl der Ringvorlesung als auch der Grundkursübung abprüft. Voraussetzung für die Teilnahme an der Klausur ist die regelmäßige aktive Teilnahme an den drei Veranstaltungen (Ringvorlesung, Mentorium, Grundkursübung) und die erfolgreiche Erbringung aller kleineren in der Grundkursübung verlangten schriftlichen Leistungen.
Poetik – Poesie – Performanz. Frühneuzeitliche Literatur zwischen Schrift und Aufführung
Ringvorlesung Literatur der Frühen Neuzeit und ihre kulturellen Kontexte
Gemeinsam mit Nicola Kaminski
Montag, 12–14 Uhr, HGB 20
Vorlesungsprogramm: Download
Unsere jeweils im Sommer zu immer wieder neuen Themen veranstaltete Ringvorlesung richtet sich an fortgeschrittene Bachelor- sowie an Master-Studierende. Sie will Einblick geben in einen Zeitraum, dessen Fragen, Probleme, Umbrüche nur scheinbar fern liegen (seit zwei Jahren machen wir die Erfahrung, wie aktuell ein Lebensgefühl zwischen „memento mori“ und „carpe diem“ sein kann…) und der weitaus vielgestaltiger ist, als die üblichen Schlagworte („vanitas“ ist das dritte) erwarten lassen.
In diesem Sommer widmen wir uns dem Wechselspiel zwischen Poetik, Poesie und Performanz. Frühneuzeitliche Dichtung gilt gemeinhin als ‚hochreguliert‘. Eine Vielzahl teils dickleibiger Dichtungslehrbücher steuert – im Gefolge von Opitz’ epochemachendem (ganz schmalen) Buch von der Deutschen Poeterey (1624) –, was im frühneuzeitlichen Verständnis den Titel ‚Poesie‘ beanspruchen darf – und was eben nicht. Dabei reichen die Normierungen von der Wahl des ‚angemessenen‘ Stoffes für eine Gattung (wie zum Beispiel Trauer- oder Lustspiel) über Dispositionsregeln bis auf die Mikroebene des adäquaten Versbaus. Wer als Dichter gelten will – so das Unisono der Poetiken –, kommt um profunde Regelkenntnis nicht herum.
Das Verhältnis von Regelsetzung (Poetik) und Regelbefolgung (Poesie) ist allerdings mitnichten eine Einbahnstraße: Vielmehr sind produktive Rückkopplungen zwischen dichterischer Praxis (oder gar Aufführungspraxis) und kodifizierter Poetik überall dort zu erwarten, wo der Medienwechsel vom Buch auf die Bühne oder von der Bühne ins Buch zu Reibungen führt, neue Gattungen (wie zum Beispiel die Oper) neue ‚geringregulierte‘ literarische Formen (wie zum Beispiel das Madrigal) hervorbringen, Dichtung sich in Vorreden und anderen Paratexten alternative Normen setzt oder die Grenze zwischen Poetik und Poesie in gereimten Poetiken (wie Kaspar Stielers „Dichtkunst des Spaten“) vollends verschwimmt. Und nicht nur die Bühne, auch die Buchmaterialität kann ein ums andere Mal zum Schauplatz poetischer Performanz werden, regelüberschreitender oder auch implizit regelgenerierender.
Solchen Spielarten der Destabilisierung von Poetik, Poesie und Performanz suchen die Vorträge unserer Ringvorlesung Geschichten und unvermutete Zusammenhänge zu entlocken. Im Mittelpunkt steht jeweils ein überschaubarer Schlüsseltext, der eingehend auf seine kulturgeschichtliche Relevanz hin untersucht wird. Für einen Teil der Vorlesungseinheiten laden wir auswärtige Dozenten – nicht nur aus der Germanistik, sondern auch aus angrenzenden Disziplinen wie der Theaterwissenschaft – nach Bochum ein, so daß Sie Gelegenheit bekommen, renommierte Frühneuzeitspezialisten anderer Universitäten kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Die Vorlesung findet als Präsenzveranstaltung auf dem Campus der Ruhr-Universität statt.
Lyrik und Lied
Kooperation mit der Folkwang Universität der Künste
Gemeinsam mit Tatjana Dravenau und Elisabeth Schmierer
Montag, 16–18 Uhr, auf dem Campus der Folkwang Universität in Essen
Wer in Spotify & Co auf das Banner mit dem Schriftzug »Lyrics« klickt, bezeugt es: Lyrik und Musik – sie stehen sich nahe. Was uns seit dem 18. Jahrhundert neben Epik und Dramatik als dritte ›Hauptgattung‹ geläufig ist und seinen Namen einem griechischen Zupfinstrument, der Lyra, verdankt, war lange Zeit nichts anderes als ein Sammelbegriff für jene »getichte«, »die man zur Music sonderlich gebrauchen kan« (Opitz). Das Lied auf der anderen Seite fristet begrifflich eine nicht minder augenfällige Grenzgängerexistenz, gehört es doch fest zur Fachterminologie sowohl in der Musik- als auch in der Literaturwissenschaft, einerseits eine musikalische Gattung bezeichnend, andererseits eine auf Vertonung und Singbarkeit angelegte Textsorte, mithin eine Untergruppe (im modernen Sinne) ›lyrischer‹ Texte.
Diesem sozusagen ›doppelten Doppelcharakter‹ von Lyrik und Lied will unser Proseminar nachgehen, indem es sich vertonter Lyrik aus zwei Richtungen nähert: aus musikwissenschaftlicher wie aus literaturwissenschaftlicher Perspektive. Im Gespräch mit den Musikstudierenden der Folkwang Universität der Künste, die semesterbegleitend an Vertonungen der Texte arbeiten, wollen wir u.a. Gedichte von Clemens Brentano, Achim von Arnim (»Des Knaben Wunderhorn«), Conrad Ferdinand Meyer, Stefan George und Richard Dehmel, sowie ihre Vertonungen durch Komponisten wie Gustav Mahler, Othmar Schoeck, Conrad Ansorge und Richard Strauss diskutieren.
Wir wollen uns ansehen, welche sprachlichen Strukturen für die Vertonbarkeit von Texten ausschlaggebend sind, in welchem Verhältnis Text und Musik zueinander stehen, welche Mittel auf der Ebene ›musikalischer Rhetorik‹ die Bedeutung eines Textes unterstützen oder auch unterlaufen können und welche Spielräume sich für musikalische Umsetzungen literaturgeschichtlich etablierter Themen, Motive und Metaphern (z.B. des Motivs der Nacht oder des Waldes in der Romantik) eröffnen. Daneben wollen wir auch Fragen der (simulierten) Mündlichkeit und Schriftlichkeit literarischer Texte und der Medienkonkurrenz um 1900 (Malerei, Fotografie, Film) mit Blick auf ihre Vertonungsrelevanz erörtern – in der Hoffnung, dass sich ein produktiver Dialog zwischen Bochumer und Essener Studierenden, zwischen Literatur- und Musikwissenschaft entspinnt.
Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Videos zum Kurs: https://www.youtube.com/channel/UCucOQ_Va8mLpM3ntwirdKyw
Freitag, 12–14 Uhr
Raum GABF 04/414
Der Grundkurs „Neuere deutsche Literaturwissenschaft“ führt ein in zentrale Gegenstandsbereiche des Faches. An exemplarischen Texten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart werden die vorgestellten Sachverhalte anschaulich gemacht; in der anschließenden gemeinsamen Erarbeitung bietet er StudienanfängerInnen die Gelegenheit, mündlich (und ggf. schriftlich) eigene Deutungsansätze zu entwickeln und das dazu erforderliche methodische Handwerkszeug zu erlernen: Textbeschreibung und -analyse, Formulieren literaturwissenschaftlicher Fragen und Argumente, poetologische, gattungs- und literaturgeschichtliche Einordnung literarischer Texte, Umgang mit Forschungsliteratur.
Arbeitstechniken der Literaturwissenschaft (Übung)
Mittwoch, 12–14 Uhr
Seminarplan: Download
Zum Moodle-Kurs (öffentlicher Zugang; Gastschlüssel: Gelehrtenrepublik)
ergänzende Videos zu den Lehrveranstaltungen
Die propädeutische Übung will Sie an einem überschaubaren Untersuchungsgegenstand exemplarisch in literaturwissenschaftliches Arbeiten und die hierzu erforderlichen Arbeitstechniken einführen. Neben der intensiven Erschließung thematischer Aspekte werden wir deshalb verschiedene Techniken der Textanalyse erproben. Wir werden lernen, wie wir (historische) Wörterbücher produktiv für die Deutung literarischer Texte nutzen, warum es sich lohnt, mit Digitalisaten alter Drucke zu arbeiten, und wie wir diese finden, wie wir bibliographieren, Forschungsliteratur auswerten und ins Gespräch miteinander bringen, eigene Thesen entwickeln und sie sprachlich angemessen ausformulieren. Ziel ist es, exemplarisch wesentliche Techniken zur Abfassung eigener literaturwissenschaftlicher Texte (wie z.B. Hausarbeiten) zu erlernen.
Organisatorisches: Einen Teilnahmenachweis erhalten Sie, wenn Sie jede Woche kleinere schriftliche Aufgaben bearbeiten (wie z.B. Blog-Einträge in Moodle, Übungen zur Wörterbuchrecherche, Stellenkommentare, Etherpad-Aufgaben). Zusätzlich wird es über das Semester verteilt 4–6 Treffen für den gemeinsamen Austausch und die Diskussion der Texte geben, die Sie im Rahmen dieser Übung schreiben. Höchstwahrscheinlich werden wir diese Treffen in Zoom abhalten müssen. Falls sich die Corona-Situation im Sommer jedoch wieder entspannen sollte, ist es auch denkbar, dass es für diese Übung kurzfristig ein ergänzendes Präsenzangebot auf dem Campus gibt. Die Teilnahme an etwaigen Präsenztreffen bleibt dabei in jedem Fall freiwillig und ist nicht erforderlich für das Bestehen dieser Übung. Die Teilnahme an den Zoom-Treffen ist dagegen obligatorisch!
Den folgenden Roman schaffen Sie sich bitte bereits zu Beginn des Semesters an:
Arno Schmidt: Die Gelehrtenrepublik. Kurzroman aus den Roßbreiten. Frankfurt a.M.: Fischer 2004 (Orig. 1957) (Fischer Taschenbuch 9126).
Verse der Frühen Neuzeit
Ringvorlesung Literatur der Frühen Neuzeit und ihre kulturellen Kontexte, Folge 11
Gemeinsam mit Nicola Kaminski und Nicolas Potysch
Montag, 12–14 Uhr
Zum Moodle-Kurs (Passwort: Zäsur)
Sie ist mehr als Vanitas und Memento Mori, mehr als Weltekel und obsessive Jenseitsorientierung, mehr als rhetorisches Geklapper und überladener Schwulst: Die Literatur der Frühen Neuzeit zeigt sich vielgestaltiger, als diese überstrapazierten Schlagworte suggerieren. Unsere Ringvorlesung, die sich an fortgeschrittene Bachelor- sowie an Master-Studierende richtet, vermeidet den langweilig-verengten Tunnelblick und klischeelastige Monotonie.
In diesem Sommer widmen wir uns einem basalen Repertoire sprachlicher Ausdrucksform, dessen Einsatzbereich in der Frühen Neuzeit deutlich weiter gesteckt ist als in der Moderne. Die Rede ist von Versen, der ‚gebundenen Rede‘ im Unterschied zur ungebunden vorwärts strebenden Prosa. Frühneuzeitlich ist es nicht ungewöhnlich, daß ein Flugblatt astronomischen, theologischen, politischen oder auch medizinischen Inhalts begleitend zum Bild erläuternde Verse bringt. Texte, die auf Natur- oder Kriegskatastrophen reagieren, mitteilend, reflektierend, tröstend oder warnend, frühneuzeitliche Brandbeschreibungen beispielsweise, sind häufig in Versen geschrieben. In Versen kann eine Poetik ebensogut daherkommen wie ein historiographisches Werk. Gleichzeitig wird der Vers zum konstitutiven Kriterium für Dichtung, für die (im deutschsprachigen Bereich) die Versreform des Martin Opitz 1624 epochemachend die Weichen stellt: „Deutsche Poeterey“, damit sind nicht nur lyrische Verstexte gemeint, sondern ebenso selbstverständlich dramatische und erzählende. Daß die Komödie in der dramatischen und theatralen Praxis dagegen zur Prosa tendiert, macht sie poetologisch zum Problemfall, und auch den Roman gibt es auf der dichtungstheoretischen Landkarte schlechterdings nicht.
Solchen und weiteren Problemfeldern frühneuzeitlichen Versgebrauchs suchen die Vorträge unserer Ringvorlesung Geschichten und unvermutete Zusammenhänge zu entlocken. Im Mittelpunkt steht jeweils ein überschaubarer Schlüsseltext, der eingehend auf seine kulturgeschichtliche Relevanz hin untersucht wird. Für einen Teil der Vorlesungseinheiten laden wir auswärtige Dozenten – nicht nur aus der Germanistik, sondern auch aus angrenzenden Disziplinen wie der Musikwissenschaft – nach Bochum ein, so daß Sie Gelegenheit bekommen, renommierte Frühneuzeitspezialisten anderer Universitäten kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Montag, 10–12 Uhr
Seminarplan: Download
Zum Moodle-Kurs (öffentlicher Zugang; Gastschlüssel: gk21)
ergänzende Videos zu den Lehrveranstaltungen
Der Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft führt ein in zentrale Gegenstandsbereiche des Faches. An exemplarischen Texten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart werden die vorgestellten Sachverhalte anschaulich gemacht; in der anschließenden gemeinsamen Erarbeitung bietet er StudienanfängerInnen die Gelegenheit, mündlich (und ggf. schriftlich) eigene Deutungsansätze zu entwickeln und das dazu erforderliche methodische Handwerkszeug zu erlernen: Textbeschreibung und -analyse, Formulieren literaturwissenschaftlicher Fragen und Argumente, poetologische, gattungs- und literaturgeschichtliche Einordnung literarischer Texte, Umgang mit Forschungsliteratur.
Das Bürgerliche Trauerspiel und seine Folgen (Proseminar)
Download Seminarplan
zum Moodle-Kurs (Passwort: Trauerspiel)
Freitag, 12–14 Uhr, GB 02/60
Ist das Theater eine „moralische Anstalt“, die uns zu besseren Menschen macht? Welchen Ort hat es in der Gesellschaft? Tut es gut daran, ‚hohe Politik‘ zu verhandeln oder ist der private Interaktionsraum der bürgerlichen Kleinfamilie die Keimzelle dramatischer Konflikte? In welche Spannungsfelder geraten Moral und Politik, aber auch Affektivität und Intellekt im Theater? Das Bürgerliche Trauerspiel des 18. Jahrhunderts markiert hier ohne Zweifel einen literaturgeschichtlichen Wendepunkt, an dem sowohl auf den Spielfeldern der Dramenproduktion und der -poetik wie auch in der konkreten Theaterpraxis Entwicklungen ihren Ausgangspunkt nehmen, die bis in unsere unmittelbare Gegenwart – und selbst dort, wo das Bürgerliche Trauerspiel zur Vorlage harscher Polemik und zum Objekt scharfer Abgrenzung wird – prägen, was Theater soll und kann.
In der ,Dramaturgie‘ unseres Proseminars hat das Bürgerliche Trauerspiel deshalb die Funktion einer ‚Scharnierstelle‘. In der ersten Semesterhälfte schauen wir uns die poetologischen und dramengeschichtlichen Voraussetzungen, die gelegentlich auch produktiven Missverständnisse an, die Lessing & Co zur Theaterreform bewegen. In der zweiten Hälfte beobachten wir, welche Konsequenzen das Bürgerliche Trauerspiel für das Theater des 19. und 20. Jahrhundert – bis hin zu Brechts epischem Theater oder dem postdramatischen Theater der Gegenwart – hat. Unsere Lektüre ist dementsprechend eine Mischung aus Dramen, poetologischen, literatur- und medientheoretischen Texten (u.a. von Aristoteles, Gottsched, Lessing, Schiller, Brecht, Szondi).
Organisatorisches: Es handelt sich um ein leseintensives Seminar. Berücksichtigen Sie bei Ihrer Semesterplanung bitte, dass Sie wöchentlich drei bis vier Stunden zum Lesen und Schreiben einplanen müssen. Einen Teilnahmenachweis erhalten Sie, wenn Sie jede Woche kleinere schriftliche Aufgaben (wie z.B. Blog-Einträge in Moodle, Etherpad-Aufgaben) bearbeiten. Soweit es die Corona-Lage zu lässt, wird das Seminar eine Mischform aus Präsenz- und Online-Kurs sein. Wir werden vermutlich die Gelegenheit haben, uns alle zwei bis drei Wochen in einem Raum gemeinsam auszutauschen. Alternativ wird es zwar auch die Möglichkeit geben, den Kurs in einem rein digitalen Szenario zu studieren. Dies bedeutet zur Kompensation allerdings größere Selbststudienanteile, also einen höheren Schreib- und Leseaufwand.
Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Download Seminarplan
zum Moodle-Kurs (Passwort: gk20)
Videos zum Kurs: https://www.youtube.com/channel/UCucOQ_Va8mLpM3ntwirdKyw
Mittwoch, 12–14 Uhr
Raum GABF 04/414
Der Grundkurs „Neuere deutsche Literaturwissenschaft“ führt ein in zentrale Gegenstandsbereiche des Faches. An exemplarischen Texten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart werden die vorgestellten Sachverhalte anschaulich gemacht; in der anschließenden gemeinsamen Erarbeitung bietet er StudienanfängerInnen die Gelegenheit, mündlich (und ggf. schriftlich) eigene Deutungsansätze zu entwickeln und das dazu erforderliche methodische Handwerkszeug zu erlernen: Textbeschreibung und -analyse, Formulieren literaturwissenschaftlicher Fragen und Argumente, poetologische, gattungs- und literaturgeschichtliche Einordnung literarischer Texte, Umgang mit Forschungsliteratur.
Arbeitstechniken der Literaturwissenschaft (Übung)
zum Moodle-Kurs (Passwort: Gelehrtenrepublik)
Download: Seminarplan
Dienstag, 18–20 Uhr, GBCF 04/516
Ergänzend zum Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft will die propädeutische Übung Sie an einem überschaubaren Untersuchungsgegenstand exemplarisch in literaturwissenschaftliches Arbeiten und die hierzu erforderlichen Arbeitstechniken einführen. Neben der intensiven Erschließung thematischer Aspekte werden wir deshalb verschiedene Techniken der Textanalyse erproben. Wir werden lernen, wie wir (historische) Wörterbücher produktiv für die Deutung literarischer Texte nutzen, warum es sich lohnt, mit Digitalisaten alter Drucke zu arbeiten, und wie wir diese finden, wie wir bibliographieren, Forschungsliteratur auswerten und ins Gespräch miteinander bringen, eigene Thesen entwickeln und sie sprachlich angemessen ausformulieren. Ziel ist es, exemplarisch wesentliche Techniken zur Abfassung eigener literaturwissenschaftlicher Texte (wie z.B. Hausarbeiten) zu erlernen.
Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Montag, 10–12 Uhr, Raum GABF 04/414
zum Moodle-Kurs
Passwort: gk20
Der Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft führt ein in zentrale Gegenstandsbereiche des Faches. An exemplarischen Texten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart werden die vorgestellten Sachverhalte anschaulich gemacht; in der anschließenden gemeinsamen Erarbeitung bietet er StudienanfängerInnen die Gelegenheit, mündlich (und ggf. schriftlich) eigene Deutungsansätze zu entwickeln und das dazu erforderliche methodische Handwerkszeug zu erlernen: Textbeschreibung und -analyse, Formulieren literaturwissenschaftlicher Fragen und Argumente, poetologische, gattungs- und literaturgeschichtliche Einordnung literarischer Texte, Umgang mit Forschungsliteratur.
Literatur und Politik (Proseminar)
Freitag, 10–12 Uhr, GABF 04/414
Download Seminarplan
zum Moodle-Kurs (Passwort: Rochdale)
Im Proseminar werden wir uns den vielfältigen Austauschbeziehungen zwischen Literatur und Politik polyperspektivisch nähern. An vier exemplarischen Konstellationen, die sich von der Frühen Neuzeit bis in die unmittelbare Gegenwart erstrecken, verschaffen wir uns sowohl historisch als auch gattungssystematisch einen ersten Überblick:
(1) Am barocken Trauerspiel wird uns der politische Ausnahmezustand interessieren, der entsteht, wenn der Souverän als Machtzentrum ausfällt (sei es durch Absetzung, Ermordung oder Straffällig-Werden). Hier lesen wir Christian Weises Trauerspiel „Masaniello“ (1683).
(2) Für das 18. Jahrhundert werfen wir einen Blick auf den Heroismus-Diskurs, der sich insbesondere im Umfeld des Siebenjährigen Krieges entspinnt. Kriegspublizistik, Propaganda und Dramatik beschäftigen sich aus je eigenen Blickwinkeln mit der Frage, was bzw. wer eigentlich ein Held ist. Vor allem Gleim und Lessing werden uns in diesem Kontext interessieren.
(3) Welche politischen Implikationen literarische Formen (auch auf der z.B. metrischen oder klanglichen Mikroebene) bergen, untersuchen wir an ausgewählten lyrischen Stichproben von Weckherlin bis Brecht.
(4) Utopien genießen seit einigen Jahren wieder Konjunktur. Sibylle Bergs Roman „GRM Brainfuck“ (2019) werden wir deshalb zum Anlass nehmen, über die Modellierung literarischer Gegenwelten in der Gegenwartsliteratur nachzudenken.
Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Freitag, 16–18 Uhr, Raum GABF 04/414
zum Moodle-Kurs (Passwort: gk19)
Der Grundkurs „Neuere deutsche Literaturwissenschaft“ führt ein in zentrale Gegenstandsbereiche des Faches. An exemplarischen Texten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart werden die vorgestellten Sachverhalte anschaulich gemacht; in der anschließenden gemeinsamen Erarbeitung bietet er StudienanfängerInnen die Gelegenheit, mündlich (und ggf. schriftlich) eigene Deutungsansätze zu entwickeln und das dazu erforderliche methodische Handwerkszeug zu erlernen: Textbeschreibung und -analyse, Formulieren literaturwissenschaftlicher Fragen und Argumente, poetologische, gattungs- und literaturgeschichtliche Einordnung literarischer Texte, Umgang mit Forschungsliteratur.
Arbeitstechniken der Literaturwissenschaft (Übung)
Freitag, 10–12 Uhr, GBCF 04/516
Ergänzend zum Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft will die propädeutische Übung Sie an einem überschaubaren Untersuchungsgegenstand exemplarisch in literaturwissenschaftliches Arbeiten und die hierzu erforderlichen Arbeitstechniken einführen. Neben der intensiven Erschließung thematischer Aspekte werden wir deshalb verschiedene Techniken der Textanalyse erproben. Wir werden lernen, wie wir (historische) Wörterbücher produktiv für die Deutung literarischer Texte nutzen, warum es sich lohnt, mit Digitalisaten alter Drucke zu arbeiten, und wie wir diese finden, wie wir bibliographieren, Forschungsliteratur auswerten und ins Gespräch miteinander bringen, eigene Thesen entwickeln und sie sprachlich angemessen ausformulieren. Ziel ist es, exemplarisch wesentliche Techniken zur Abfassung eigener literaturwissenschaftlicher Texte (wie z.B. Hausarbeiten) zu erlernen.
Beobachten, beschreiben, experimentieren.
Literatur und Naturwissenschaft in der Frühen Neuzeit
Ringvorlesung Literatur der Frühen Neuzeit und ihre kulturellen Kontexte, Folge 10
Gemeinsam mit Nicola Kaminski und Nicolas Potysch
Montag, 12–14 Uhr, Raum HGB 20
Programm der Ringvorlesung: Download
Sie ist mehr als Vanitas und Memento Mori, mehr als Weltekel und obsessive Jenseitsorientierung, mehr als rhetorisches Geklapper und überladener Schwulst: Die Literatur der Frühen Neuzeit zeigt sich weitaus vielgestaltiger, als solch überstrapazierte Schlagworte suggerieren, deren bequeme Anwendung die Texte nicht selten, leider, eher zum Schweigen als zum Sprechen bringt. Nun lässt sich gegen den langweilig-verengten Tunnelblick durchaus etwas unternehmen. Unsere Ringvorlesung, die sich an fortgeschrittene Bachelor- sowie an Master-Studierende richtet und in diesem Sommersemester bereits zum 10. Mal stattfindet, vermeidet klischeelastige Monotonie.
In diesem Sommer widmen wir uns dem Verhältnis von Literatur und Naturwissenschaft, mit dem in der Frühen Neuzeit keine getrennten Sphären einhergehen: Wenngleich die disziplinären Grenzen in den folgenden Jahrhunderten undurchlässiger werden, so markiert die Frühe Neuzeit in der Geschichte der Naturwissenschaften eine Phase der Ausdifferenzierung einzelner Disziplinen, mit der – so scheint es jedenfalls – radikale Zäsuren einhergehen: Kopernikus und Kepler revolutionieren die Position des Menschen im Kosmos und treiben so nicht zuletzt die Abgrenzung von Astronomie und Astrologie voran. Neue optische Theorien und ein Arsenal ausgefeilter Beobachtungsinstrumente – vom astronomischen Fernrohr bis zum Mikroskop – erweitern den Horizont dessen, was menschlicher Erfahrung zugänglich ist. Und an die Stelle erfahrungsferner Metaphysik tritt nun das wissenschaftliche Experiment, an die Stelle mittelalterlicher Scholastik und religiöser Dogmen die empirisch rückgebundene Methodenreflexion. Erste Fachzeitschriften etablieren einen naturwissenschaftlichen Diskurs; Wissenschaftliche Gesellschaften verbinden die Bereiche der Naturwissenschaft, Politik und Literatur.
Daraus ergibt sich ein ganzes Panoptikum an Fragen, denen wir im Rahmen unserer Ringvorlesung exemplarisch nachspüren werden: Wie verhält sich Literatur zu den ‚neuen‘ Verfahren naturwissenschaftlicher Weltbeobachtung? Wie wird die Fülle der Entdeckungen literarisch reflektiert, verarbeitet, inszeniert? Welchen Einfluss haben naturwissenschaftliche ‚Wenden‘ auf literarische Motive und Formate? Und umgekehrt: Welche Rolle spielen literarische Verfahren für die Konstruktion naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und ‚Weltbilder‘? Im Mittelpunkt steht jeweils ein überschaubarer Schlüsseltext, der eingehend auf seine kulturgeschichtliche Relevanz hin untersucht wird. Über den literaturwissenschaftlichen Tellerrand hinaus gehen wir zudem gezielt in den interdisziplinären Austausch (u.a. mit Wissenschaftsgeschichte, Physik, Ingenieurwissenschaft), um frische und andere Perspektiven auf Gegenstände und Ereignisse zu gewinnen. So erlaubt es die Veranstaltung, frühneuzeitliche literarische Texte in ihren Beziehungen nach außen wahrzunehmen – und nicht minder unsere Bochumer Germanistik: Für einen Teil der Vorlesungseinheiten laden wir auswärtige Dozenten nach Bochum ein, so dass Sie Gelegenheit bekommen, renommierte Frühneuzeitspezialisten anderer Universitäten kennenzulernen und mit ihnen zu diskutieren.
Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Montag, 10–12 Uhr, Raum GB 02/60
Der Grundkurs „Neuere deutsche Literaturwissenschaft“ führt ein in zentrale Gegenstandsbereiche des Faches. An exemplarischen Texten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart werden die vorgestellten Sachverhalte anschaulich gemacht; in der anschließenden gemeinsamen Erarbeitung bietet er StudienanfängerInnen die Gelegenheit, mündlich (und ggf. schriftlich) eigene Deutungsansätze zu entwickeln und das dazu erforderliche methodische Handwerkszeug zu erlernen: Textbeschreibung und -analyse, Formulieren literaturwissenschaftlicher Fragen und Argumente, poetologische, gattungs- und literaturgeschichtliche Einordnung literarischer Texte, Umgang mit Forschungsliteratur.
Clowns und Helden: Lessing (Proseminar)
Freitag, 10–12 Uhr, GABF 04/414
Zum Moodle-Kurs (Passwort: Heldenzeit)
Download: Seminarplan
Clowns und Helden bei Lessing? Fehlanzeige, könnte man meinen. Vollzieht sich doch im 18. Jahrhundert, wie man in so ziemlich jeder Literaturgeschichte erklärt bekommt, eine der folgenreichsten Theaterreformen auf dem Feld beider dramatischer Großgattungen: statt sächsischer Typenkomödie nunmehr rührendes Lustspiel, statt barocker Märtyrertragödie nunmehr bürgerliches Trauerspiel. Lessing sei Dank! Harte Zeiten für den tendenziell ordnungsstörenden, anarchisch agierenden Clown, harte Zeiten nicht minder für die ihr lächerliches Laster bereits im Namen führenden Narrenfiguren der Aufklärungskomödien. Und Helden? „Wer ist ein Held?“, fragt Lessings „schönes Ungeheuer“ Philotas. Ein Held, das ist ein Königssohn, gefangen im Feldlager des Feindes – ein Kind, das sich in Manövern grandioser rhetorischer Selbstüberlistung, dem affektiven Schwung erhitzter Einbildungskraft hingegeben bis in den Selbstmord fabuliert. Kein Stoiker, kein Märtyrer, kein gerechter König – ein trotziges Kind.
Unsere Agenda: Wir werden uns die anthropologischen und psychologischen Voraussetzungen ansehen, unter denen Lessing seine Auffassung von tragischen und komischen Charakteren etabliert. Wir schauen, wie Lessing an der Umwertung zweier Dramenkonstituenten einen literaturgeschichtlichen Umbruch inszeniert, Literaturpolitik betreibt. Wir schauen ferner, wo Clowns und Helden unterkommen: ob sie wiedergängerisch, in verkappter Gestalt in Lessings Texten selbst vagabundieren oder andernorts in Residuen des Närrischen und Heroischen landen. Dabei werfen wir Seitenblicke auf den Heroismus-Diskurs des mittleren 18. Jahrhunderts und kontextualisieren ihn theater- und dramengeschichtlich im historischen Längsschnitt. Das bedeutet: Wir lesen neben Lessing auch eine Handvoll Barockdramen, poetologische und theoretische Texte, zum Teil in Frakturschrift.
Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Montag, 12–14 Uhr, Raum GB 03/42
Zum Moodle-Kurs (Passwort: gk18)
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Der Grundkurs „Neuere deutsche Literaturwissenschaft“ führt ein in zentrale Gegenstandsbereiche des Faches. An exemplarischen Texten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart werden die vorgestellten Sachverhalte anschaulich gemacht; in der anschließenden gemeinsamen Erarbeitung bietet er StudienanfängerInnen die Gelegenheit, mündlich (und ggf. schriftlich) eigene Deutungsansätze zu entwickeln und das dazu erforderliche methodische Handwerkszeug zu erlernen: Textbeschreibung und -analyse, Formulieren literaturwissenschaftlicher Fragen und Argumente, poetologische, gattungs- und literaturgeschichtliche Einordnung literarischer Texte, Umgang mit Forschungsliteratur.
Nirgendwo (Proseminar)
Montag, 10–12 Uhr, GABF 04/414
zum Moodle-Kurs (Passwort: Schlaraffenland)
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“Schlaraffenland, lat. Utopia, welches im Deutschen Nirgendswo heissen könnte, ist kein wirckliches, sondern erdichtetes und moralisches Land“, konstatiert im frühen 18. Jahrhundert Zedlers Grosses vollständiges Universal-Lexicon. Im Proseminar wollen wir uns auf Spurensuche nach diesem eigentümlichen Nirgendwo begeben, das seinen Ort ja gerade im Erdichteten, in der Literatur zu beziehen scheint. Lesen werden wir im weitesten Sinne utopische Texte von der Reformationszeit bis in die Gegenwart. Im historischen Längsschnitt legen wir besonderes Augenmerk auf die erzählerischen Verfahren, durch die Utopien hervorgebracht werden, auf das breite Gattungsspektrum utopischer Reflexion (von der politischen Rede über das Manifest bis hin zur Romanform), schließlich auf das jeweils vorausgesetzte oder wirksame Wissen von der dichterischen Einbildungskraft. Wie kommt es, dass gerade der Dichtung zugemutet wird, Alternativen zum Hier und Jetzt zu erfinden, gesellschaftliche Ordnungsmodelle zu antizipieren oder unter negativen Vorzeichen als dystopischen Irrweg vor Augen zu stellen? Gibt es gefährliche Utopien? Entfaltet das dichterische Ausstaffieren eines „Schlaraffenlandes“ womöglich sedative Wirkung und hemmt progressive politische Tendenzen? Oder zeichnet sich umgekehrt zumal die Gegenwart eines omnipräsenten, alles inkludierenden Kapitalismus durch einen Mangel an Utopie aus, verlangt mithin gar nach einem erdichteten „Anderswo“ und „Nirgendwo“ als Alternative zum ökonomischen „Überall“? Um diesen und anderen Fragen nachzugehen, werden wir flankierend zu den im engeren Sinne literarischen Werken auch utopietheoretische Texte hinzuziehen (u.a. von Vertretern der Kritischen Theorie und aus der aktuellen kultur- und poptheoretischen Debatte).
Krieg. Literatur der Frühen Neuzeit und ihre kulturellen Kontexte, neunte Folge
Ringvorlesung. Gemeinsam mit Andreas Beck, Nicola Kaminski und Nicolas Potysch.
Montag, 12–14 Uhr, HGB 20
Download: Programm der Ringvorlesung
Sie ist mehr als Vanitas und Memento Mori, mehr als Weltekel und obsessive Jenseitsorientierung, mehr als rhetorisches Geklapper und überladener Schwulst: Die Literatur der Frühen Neuzeit zeigt sich weitaus vielgestaltiger, als solch überstrapazierte Schlagworte suggerieren, deren bequeme Anwendung die Texte nicht selten, leider, eher zum Schweigen als zum Sprechen bringt. Nun lässt sich gegen den langweilig-verengten Tunnelblick durchaus etwas unternehmen. Unsere Ringvorlesung, die sich an fortgeschrittene Bachelor- sowie an Master-Studierende richtet, vermeidet klischeelastige Monotonie: In diesem Sommer, in dem sich der Beginn des Dreißigjährigen Krieges zum 400. Mal jährt, widmen wir uns den Wechselwirkungen zwischen Literatur und Krieg in der Frühen Neuzeit, um ihrem staunenden Blick zu zeigen, welch faszinierende Spuren kriegerische Auseinandersetzungen in Literatur und Kunst hinterlassen, wie Literatur selbst zum Schauplatz von Krieg wird und wie literarische Texte umgekehrt an der Wirklichkeit des Krieges mitschreiben. Neben dem kriegsaffinen Höhenkamm der Barockliteratur – Grimmelshausens „Simplicissimus Teutsch“ zum Beispiel – vergessen wir auf unseren Streifzügen auch solche Texte nicht, die abseits des Kanons ein unverdientes Schattendasein fristen.
Im Mittelpunkt der Vorträge steht jeweils ein überschaubarer, meist im engeren Sinn literarischer Schlüsseltext, der eingehend auf seine kulturgeschichtliche Relevanz hin untersucht wird. Über den literaturwissenschaftlichen Tellerrand hinaus gehen wir zudem gezielt in den interdisziplinären Austausch (u.a. mit Geschichtswissenschaft, Musikwissenschaft, Kunstgeschichte), um frische und andere Perspektiven auf Gegenstände und Ereignisse zu gewinnen.
So erlaubt es die Veranstaltung, frühneuzeitliche literarische Texte in ihren Beziehungen nach Außen wahrzunehmen – und nicht minder unsere Bochumer Germanistik: Für einen Teil der Vorlesungseinheiten laden wir auswärtige Dozenten nach Bochum ein, so daß Sie Gelegenheit bekommen, renommierte Frühneuzeitspezialisten anderer Universitäten kennenzulernen und mit ihnen zu diskutieren.
Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Freitag, 11–14 Uhr, Raum GABF 04/414
zum Moodle-Kurs (Passwort: gk-18)
Download: Seminarplan
Der Grundkurs „Neuere deutsche Literaturwissenschaft“ führt ein in zentrale Gegenstandsbereiche des Faches. An exemplarischen Texten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart werden die vorgestellten Sachverhalte anschaulich gemacht; in der anschließenden gemeinsamen Erarbeitung bietet er StudienanfängerInnen die Gelegenheit, mündlich (und ggf. schriftlich) eigene Deutungsansätze zu entwickeln und das dazu erforderliche methodische Handwerkszeug zu erlernen: Textbeschreibung und -analyse, Formulieren literaturwissenschaftlicher Fragen und Argumente, poetologische, gattungs- und literaturgeschichtliche Einordnung literarischer Texte, Umgang mit Forschungsliteratur.
Fiktionalität in der Frühen Neuzeit: Grimmelshausens Romanpoetik (Proseminar)
Freitag, 16–18 Uhr, GABF 04/414
zum Moodle-Kurs (Passwort: Mummelsee)
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Allesamt Außenseiter, Outlaws sind sie, die Helden Grimmelshausens: Da stolpert ein einsiedelnder Hirtenjunge mit großen Augen und kindlichem Staunen durch das grotesk verzerrte Kriegspanorama. Da begibt sich eine Landstörtzerin, wieder und wieder von brutaler Soldateska verschleppt und vergewaltigt, auf Rachefeldzug. Da schlägt sich ein verhärmter Musketier kriegsgezeichnet, holzbeinig, verarmt auf den Marktplätzen mit Gaukelstückchen durch. Von der Peripherie der Gesellschaft oder – wie es gern heißt – ›von unten‹, aus dem Dreck des Schlachtfelds, aus schäbigen Schenken und brennenden Scheunen, in Hurenhäusern und von Trosswagen, beobachten die Vaganten den ganz normalen Wahnsinn einer aus den Fugen geratenen Welt: mittendrin als handelnd Betroffene, mal angriffslustig, bissig, mal distanzsuchend, reflektiert. Die Vielzahl ihrer Sichtweisen – inkompatibel, sich aneinander reibend, wechselseitig kommentierend und dementierend – fügt sich zum polyperspektivischen Romanprojekt der sogenannten simplicianischen Schriften, einem auf Fortsetzung, Erweiterung drängenden Erzählen, das sich potentiell bis ins Unendliche, ad infinitum erstreckt.
Im Proseminar wollen wir uns vor allem den Simplicissimus zunächst inhaltlich und erzähltechnisch erschließen, ihn außerdem auf relevante kulturelle Kontexte und Wissenshorizonte untersuchen (Dreißigjähriger Krieg, Ökonomie, Astrologie, Staatstheorie). Als Leitfrage wird uns besonders beschäftigen, welche Rolle der Einbildungskraft zum einen poetologisch, als Einbildungskraft des Dichters, zum andern innerhalb der Romanwelt selbst zukommt. Welches konstruktive, mitunter bedrohliche Potential entfaltet die Fähigkeit des »Phantasten«, Wirklichkeit zu verfremden, zu erfinden, zu erdichten? Wie werden aus den Träumen des Einfältigen oder aus den Visionen des wahnsinnigen Narren alternative Ordnungsmodelle, gesellschaftliche Utopien? Welchen Beitrag leistet hier die Romanform? Und welche Spielräume des Fingierens eröffnen sich in einer Epoche, die doch – wie man zu wissen glaubt – ganz erpicht ist auf rhetorisch-poetologisch gezähmtes Dichten, auf Konvention und Ordnung, kurzum: darauf, der wuchernden Einbildungskraft den Riegel vorzuschieben?
Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Freitag, 12–15 Uhr, Raum GABF 04/414
zum Moodle-Kurs (Passwort: gk-winter17)
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Der Grundkurs „Neuere deutsche Literaturwissenschaft“ führt ein in zentrale Gegenstandsbereiche des Faches. An exemplarischen Texten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart werden die vorgestellten Sachverhalte anschaulich gemacht; in der anschließenden gemeinsamen Erarbeitung bietet er StudienanfängerInnen die Gelegenheit, mündlich (und ggf. schriftlich) eigene Deutungsansätze zu entwickeln und das dazu erforderliche methodische Handwerkszeug zu erlernen: Textbeschreibung und -analyse, Formulieren literaturwissenschaftlicher Fragen und Argumente, poetologische, gattungs- und literaturgeschichtliche Einordnung literarischer Texte, Umgang mit Forschungsliteratur.
»Subtile Ohren«. Dichten und Hören von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart (Proseminar)
Donnerstag, 14–16 Uhr, Raum GBCF 04/511
Moodle-Kurs: https://moodle.ruhr-uni-bochum.de/m/course/view.php?id=8095
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Illustrierte Flugblätter, Figurengedichte, hochartifizielle Kupferstichportale, verschnörkelte Vignetten und kunstvoll verbrämte Initiale – wer frühneuzeitliche Drucke mustert, der flaniert, so scheint es, in einer ausgesprochen visuellen Epoche. Leicht tritt hinter der auffälligen Optik zurück, dass die Texte über nicht minder prononcierte klangliche Qualitäten verfügen. Qualitäten zumal, mit denen sich in einer Zeit, in der nicht unerhebliche Teile der Literatur vorgetragen, verlautlicht, mitunter gesungen wurden, auch die Dichtungslehren befassen. Wie Literatur klingt und klingen soll, welche Rolle die Ohren beim Dichten spielen und inwieweit der Klang am Sinn von Texten mitarbeitet – das sind Fragen, denen wir im Proseminar nachgehen wollen anhand ausgewählter Gedichte, Poetiken, Libretti, musik- und klangtheoretischer Texte. Der Schwerpunkt liegt im 17. und frühen 18. Jahrhundert, hier und da werden wir uns gleichwohl auf Exkursionen in die jüngere Vergangenheit begeben.
Literatur der Frühen Neuzeit und ihre kulturellen Kontexte: achte Folge – Luther und die Folgen
Ringvorlesung. Gemeinsam mit Nicola Kaminski und Andreas Beck.
Montag, 12–14 Uhr, HGB 50
Die Literatur der Frühen Neuzeit, die einen der profilbildenden Schwerpunkte des Bochumer M.A.-Studiums darstellt, ist mehr als ‚Vanitas‘, ‚Memento mori‘, ‚Carpe diem‘, mehr als ‚Pest‘ und ‚Krieg‘ – sie ist weitaus vielgestaltiger, als diese überstrapazierten Schlagworte suggerieren, deren bequeme Anwendung frühneuzeitliche Texte nicht selten, leider, eher zum Schweigen als zum Sprechen bringt. Aber gegen einen solchen langweilig-verengten Tunnelblick lässt sich etwas unternehmen. Unsere Ringvorlesung, die sich an fortgeschrittene Bachelor- sowie an Master-Studierende richtet, vermeidetklischeelastige Monotonie: In diesem Sommer, dem Sommer des Reformationsjahr(e)s, werden wir uns ‚Luther und den Folgen‘ widmen – um Ihrem staunenden Blick zu zeigen, wie die Reformation die mitteleuropäische Kultur in sämtlichen Bereichen nachhaltig und bis heute spürbar geprägt hat. Behandelt werden wichtige, durchaus auch weniger bekannte kulturhistorische Szenarien – die nicht nur auf dem Gebiet deutscher Sprache und Literatur spielen, sondern auch auf dem der Theologie, Juristerei, Musik und bildenden Kunst. Dabei verschwimmt die Vortragsreihe nicht in vager Textferne, sondern bietet prägnante, exemplarische Analysen: Im Mittelpunkt der Vorträge steht jeweils ein überschaubarer, meist im engeren Sinn literarischer Schlüsseltext, der eingehend auf seine kulturgeschichtliche Relevanz hin untersucht wird.
Derart erlaubt die Veranstaltung, frühneuzeitliche literarische Texte in ihren Beziehungen nach ‚Außen‘ wahrzunehmen – und ebenso unsere Bochumer Germanistik: Für einen nicht unwesentlichen Anteil der Vorlesungseinheiten laden wir auswärtige Dozenten nach Bochum ein, so daß Sie Gelegenheit bekommen, renommierte Frühneuzeitspezialisten anderer Universitäten kennenzulernen und mit ihnen zu diskutieren.
Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Mittwoch, 11–14 Uhr, Raum GABF 04/414
Moodle-Kurs: https://moodle.ruhr-uni-bochum.de/m/course/view.php?id=9340
Download: Seminarplan
Der Grundkurs „Neuere deutsche Literaturwissenschaft“ führt ein in zentrale Gegenstandsbereiche des Faches. An exemplarischen Texten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart werden die vorgestellten Sachverhalte anschaulich gemacht; in der anschließenden gemeinsamen Erarbeitung bietet er StudienanfängerInnen die Gelegenheit, mündlich (und ggf. schriftlich) eigene Deutungsansätze zu entwickeln und das dazu erforderliche methodische Handwerkszeug zu erlernen: Textbeschreibung und -analyse, Formulieren literaturwissenschaftlicher Fragen und Argumente, poetologische, gattungs- und literaturgeschichtliche Einordnung literarischer Texte, Umgang mit Forschungsliteratur.
Andreas Gryphius. Kulturgeschichtliche Perspektiven auf das Werk eines ›Barockdichters‹
Proseminar, Blockveranstaltung
Download: Seminarplan mit Hinweisen zur Vorbereitung
Termine:
8. März – 10. März 2017, 11–14 Uhr (s.t.)
13. März – 16. März 2017, 11–14 Uhr (s.t.)
»Menschliches Elende«, »Thränen des Vaterlandes«, »Es ist alles Eitel« – jeder kennt eine Handvoll Gryphius-Sonette. In Schulbüchern und Oberstufen-Kursen haben sie Unterschlupf gefunden, zitatsuchende Feuilleton-Redakteure wissen hier auf ihren Beutezügen unermüdlich zu wildern. Folgt man der Fährte, steht man plötzlich – wie könnte es anders sein – vor jener Karikatur, die Günter Grass vom »Meister der Düsternis« gezeichnet hat: Gryphius? Das ist Vanitas und Weltverachtung, »üppige Trauer« und »lustvolle Leidversessenheit«.
Im Proseminar wollen wir die liebgewonnenen stilgeschichtlichen oder ›weltanschaulichen‹ Kategorien, auf denen dieses Gryphius-Bild beruht, mit neueren kulturgeschichtlichen Perspektiven konfrontieren. Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf die Wechselwirkungen zwischen Poesie und Theologie, Geschichte, Politik, Poetik. Der Kurs eignet sich insofern hervorragend als Erstkontakt mit frühneuzeitlicher Literatur und bietet einen Einstieg in die Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit.
Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Mittwoch, 11–14 Uhr
Der Grundkurs „Neuere deutsche Literaturwissenschaft“ führt ein in zentrale Gegenstandsbereiche des Faches. An exemplarischen Texten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart werden die vorgestellten Sachverhalte anschaulich gemacht; in der anschließenden gemeinsamen Erarbeitung bietet er StudienanfängerInnen die Gelegenheit, mündlich (und ggf. schriftlich) eigene Deutungsansätze zu entwickeln und das dazu erforderliche methodische Handwerkszeug zu erlernen: Textbeschreibung und -analyse, Formulieren literaturwissenschaftlicher Fragen und Argumente, poetologische, gattungs- und literaturgeschichtliche Einordnung literarischer Texte, Umgang mit Forschungsliteratur.
Poetik/Poesie. Zur Geschichte einer Differenz in der Frühen Neuzeit (Proseminar)
Freitag, 10–12 c.t., GBCF 04/358
Vom frühen 17. bis zum frühen 18. Jahrhundert erscheinen über 50 deutschsprachige Poetiken, teils dickleibige ‚Dichtungslehrbücher‘ – oder wie es in der Sprache der Zeit häufiger heißt: Dicht- und Reimkünste. Einer einfachen Sichtweise zufolge vermitteln sie in Lehrsätzen und Beispielen, wie ein ‚Gedicht‘ herzustellen ist, hätten – anachronistisch gesprochen – also durchaus etwas von Handwerkslehren oder Rezeptbüchern: Die Poetik schreibt vor, der Dichter führt aus. Im Proseminar wollen wir uns zunächst Klarheit darüber verschaffen, was eine Poetik ist, nach welchen Spielregeln diese für uns so fremd gewordene Textgattung funktioniert und auf welchen Voraussetzungen ihr Regelsystem beruht. In einem zweiten Schritt schauen wir uns dann an, wie theoretische Anweisung und dichterische Praxis (sofern man sie überhaupt als zwei klar getrennte Bereiche auffassen kann) interagieren: Zur Debatte stehen unter anderem die Rolle des Exempels innerhalb der Poetik, das Verhältnis zwischen ‚orthodoxer‘ Dichtungslehre und (möglicherweise abweichenden?) Poetiken in Vor- und Nachreden, die immanente Poetik frühneuzeitlicher Dichtung oder auch Poetiken, die selbst Dichtung sind.