Ambient – Ästhetiken des Hintergrunds
Den Begriff Ambient als Bezeichnung für eine Spielart populärer Musik lanciert der Musikproduzent und Soundtüftler Brian Eno erstmals mit dem Album Ambient – Music for Airports aus dem Jahre 1978.
Seitdem verbinden sich mit der Bezeichnung Ambient jene zugleich unaufdringlichen wie hörintensiven Klänge und Klangfolgen, die Eno in den liner notes zum Airport-Album als „surrounding influence“ bezeichnet. Obwohl also nicht im Vordergrund situiert und damit nach Aufmerksamkeit strebend, soll die Umgebung der Ambient Music aber auch nicht mit dem oder im Hintergrund verschwimmen. Vielmehr legt das Konzept es nahe, im Rahmen einer „surrounding influence“ über mögliche Einflüsse des oder Einflussnahmen durch den Hintergrund nachzudenken: Der Hintergrund, wie er in der Ambient Music hervortreten soll, ist kein zu vernachlässigender Ort, sondern eher jene Sphäre, die sich in zwar dezenter, nichtsdestoweniger aber nachhaltiger Form ins Spiel bringen soll und kann. Was aber ist dabei nun zu beachten bzw. zu beobachten? Also: Wie ist Ambient Music als „surrounding influence“ zu denken und wie wird dies musikalisch umgesetzt? Wie wäre demnach der ‚Einfluss’ der Ambient Music zu beschreiben? Was unterscheidet sie dann von ‚Muzak’, d.h. von einer Fahrstuhl- oder Kaufhausmusik? Und weiterführend: Lässt sich das Konzept des Ambient auch als eine Ästhetik des Hintergrunds begreifen, die sich auch auf andere, ähnliche gelagerte Phänomene ausweiten lässt? Etwa auf mediale Umgebungen (Ambient Media) oder solche der Arbeitswelt, auf die Lektüre von Texten (Paratexte) oder andere sog. Hintergrunderscheinungen? Wie könnte eine Theorie des Hintergrunds aussehen, die dessen reduziertes Erscheinen ernst nimmt? Können von da aus bereits bekannte Einsichten nochmals überprüft und / oder sogar erweitert werden? Wie verhält sich der ‚Hintergrund‘ zu Begriffen wie Atmosphäre, Horizont oder Rauschen? Kann man so noch grundlegender die Frage nach ‚Figur‘ und ‚Hintergrund‘ noch einmal neu stellen?