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Wenn Sie bei mir eine Lehrveranstaltung belegen, informiere ich Sie in der ersten Sitzung über die Bedingungen, die Sie erfüllen müssen, um den für die Kreditierung erforderlichen Workload nachzuweisen (kurz zur Erinnerung: 1 Credit Point entspricht ca. 30 Stunden Workload!). In der Regel gehören zu den erforderlichen Leistungen, die Sie erbringen müssen:
- Lektüre von wissenschaftlichen Texten zur Vorbereitung der Sitzungen – ich erwarte, dass Sie die Texte, die für eine Sitzung vorbereitet werden sollen, auch tatsächlich intensiv vorbereiten.
- die regelmäßige, aktive Mitarbeit in der Lehrveranstaltung – meine Lehrveranstaltungen sind in der Regel so angelegt, dass Sie sich aktiv einbringen müssen, mit mir und Ihren Kommiliton:innen diskutieren, in Kleingruppen Fragestellungen bearbeiten, die Ergebnisse vortragen usw. Die Interaktion und das Einüben des wissenschaftlichen Diskurses gehören dabei zum Lernziel; Sie sollen in den Lehrveranstaltungen – insbesondere, aber nicht nur in Proseminaren – an exemplarischen Inhalten Methoden des wissenschaftlichen Diskurses kennenlernen und einüben. Die bloße Anwesenheit reicht für den Nachweis des Workloads nicht aus!
- kleinere Studienleistungen, die eine weiterführende Vor- und/oder Nachbereitung von Inhalten erfordern – dazu können zum Beispiel (aber nicht nur!) gehören: Protokolle von Sitzungen, Impulsvorträge, Moderationen von einzelnen Phasen, Referate, Simulationen usw.
- für Modulprüfungen entweder eine schriftliche Hausarbeit oder eine mündliche Prüfung
Falls Sie in einer Lehrveranstaltung mit den von mir formulierten Bedingungen nicht einverstanden sein sollten, dann sagen Sie das bitte sofort. Ich bin durchaus bereit, mit Ihnen über solche Bedingungen zu diskutieren; es gibt allerdings zwei Grundsätze, von denen ich nicht abweichen werde:
- Ich vereinbare Bedingungen zum Nachweis des Workloads immer für alle Studierenden einer Lehrveranstaltung insgesamt. Einzelabsprachen sind ausdrücklich nicht möglich. (Falls Sie in begründeten Einzelfällen eine vereinbarte Leistung nicht erbringen können, etwa weil Sie nachweislich längere Zeit krank waren, dann können wir hierfür sicherlich eine Ersatzleistung vereinbaren. Das sind aber Ausnahmen; grundsätzlich gelten für alle Studierenden einer Lehrveranstaltung gleiche Bedingungen!)
- Eine nachträgliche Veränderung von Bedingungen ist ausgeschlossen; Sie haben zu Beginn der Lehrveranstaltung Gelegenheit, die Bedingungen zu diskutieren, aber wenn wir diese Bedingungen einmal vereinbart haben, dann ist eine nachträgliche Veränderung nicht möglich.
Bitte beachten Sie, dass im Zusammenhang mit dem sog. Hochschulzukunftsgesetz gern über die Abschaffung der Anwesenheitspflicht diskutiert wird. Ich verstehe, dass eine solche Anwesenheitspflicht für Lehrveranstaltung, die hauptsächlich bzw. ausschließlich fachliche Inhalte vermitteln, nicht sinnvoll ist, wenn Sie die entsprechenden Inhalte mithilfe von Skripten, Büchern usw. selbst aufbereiten und lernen können. In meinen Lehrveranstaltungen ist die Vermittlung von fachlichen Inhalten allerdings nur ein Ziel, das neben der Einübung von Methoden, Diskursverhalten usw. steht. Letzeres kann nicht über Skripte, Bücher usw. erlernt werden, sondern m.E. nur durch die Einübung in der Lehrveranstaltung.
Die für mich einzig denkbare (m.E. aber in jeder Hinsicht deutlich schlechtere) Alternative zum Nachweis des Erreichens der Lehrveranstaltungsziele und des erforderlichen Workloads, wenn keine Mitarbeit im Seminar erfolgt, wäre das Abfassen eines Essays zu jeder Sitzung. Solche Essays müssten neben einem fachlichen Teil, der belegt, dass Sie sich mit den Inhalten auseinandergesetzt haben, auch einen mindestens ebenso langen Reflexionsteil enthalten, mit dem Sie nachweisen, dass Sie sich mit Methoden, Verhaltensweisen usw. beschäftigt und diese angemessen reflektiert haben.
Ich gehe davon aus, dass ein solcher Essay von jeder:jedem Teilnehmer:in zu jeder Sitzung verfasst werden, vor der Folgesitzung abgegeben werden und 8-10 Seiten umfassen müsste. Und die Komponente der praktischen Einübung fehlte ganz. Ob Sie bei typischerweise 14 Sitzungen allerdings auch 14 Essays à 8-10 Seiten verfassen wollen, wage ich zu bezweifeln – insofern sollten Sie die aktive, regelmäßige Mitarbeit auch ein Stück weit als Entgegenkommen betrachten.