Was ist ein Forschungsportfolio?

In einem Forschungsportfolio werden die Vorüberlegungen, Zwischenresümees und Inhalte zu einem Thema dokumentiert und es wird Auskunft darüber gegeben, welche Schlüsse man selbst für sich aus den einzelnen Arbeitsschritten gezogen hat. Dementsprechend ist das Ziel eines Forschungsportfolios, Inhalte eines fachwissenschaftlichen Diskurszusammenhanges mit den eigenen Lernerfahrungen zu verbinden und dadurch die eigene Lernleistung zu reflektieren.

Damit werden nicht nur Kompetenzen geschult, die in der (Sprach-)Wissenschaft sehr wichtig sind, sondern auch solche, die in der freien Wirtschaft und im Lehramt gefordert werden. Konkret sind das die Fähigkeiten das eigene (Lern-)Verhalten zu reflektieren, Prozesse geplant zu moderieren und Annahmen zu überprüfen.

Struktur

Struktur

Ein Vorteil von Forschungsportfolios ist die strukturell große Freiheit in der Gestaltung.

Folgende, von Hausarbeiten abweichende, Aspekte sollten Teil eines Forschungsportfolios sein:

  • Darstellung der eigenen Idee
    Am Anfang einer jeden Arbeit steht eine Idee. Diese Idee sollte daher explizit erläutert werden. Hierbei dürfen persönliche Motive durchaus mitformuliert und durch Personalpronomen markiert werden.
  • Kommentar zur Auswahl der Literatur
    Die bisher rezipierte Literatur kann beispielsweise durch Exzerpte dokumentiert und auf Brauchbarkeit hin kommentiert werden. Dabei bietet es sich an, herauszustellen, welche unterschiedlichen Positionen, sich in der Literatur gezeigt haben und welche dieser Überlegungen für die eigene Arbeit von Bedeutung sind. Anders als in traditionellen Hausarbeiten können hier also bereits auf Ebene der Lektüre einzelne Arbeitsschritte dokumentiert und kommentiert werden.
  • Darstellung der eigenen Fragestellung
    Die eigene Fragestellung ist für eine Forschungsarbeit entscheidend und sollte deutlich machen, welche Aspekte und Interessen in der Arbeit verfolgt werden sollen.
  • Darstellung des Korpus selbst erhobener Daten
    Bereits bei der Erarbeitung der Fragestellung ist es von besonderer Bedeutung, dass eine empirische Arbeit von der Auswertung authentischer Daten lebt. Wie diese erhoben, dokumentiert, aufbereitet und ausgewertet werden, sollte aus dem Forschungsportfolio ersichtlich sein.
  • Darstellung erster analytischer Hypothesen
    Am Ende jedes einzelnen Arbeitsschritts sollten Ergebnisse und Hypothesen formuliert werden. Diese können im Laufe der weiteren Arbeiten dann vertiefend bearbeitet werden. Ein Forschungsportfolio muss keine Antworten auf Fragen liefern, aber sollte Hilfestellungen für die weitere Arbeit geben.
  • Vertiefung einzelner Teilaspekte
    Einzelne Teilaspekte eines Forschungsportfolios können je nach Interessenlage unterschiedlich bedeutsam sein. Daher bietet sich eine Vertiefung einzelner Aspekte in besonderem Maße an.

Finden einer Fragestellung

Möglicherweise sind Sie bereits im Alltag auf einen multimodalen Gegenstand oder in einem Seminar zur Multimodalität über einen Themenkomplex gestoßen, der Sie besonders interessiert, dem Sie noch nachgehen wollen.

Um nun eine konkrete Fragestellung für das Forschungsportfolio zu entwickeln, kann es hilfreich sein, über folgenden Aspekte nachzudenken:

  • Was ist meine Idee?
  • Welche Literatur habe ich dazu bereits gelesen?
  • Welche Frage beschäftigt mich im Besonderen?
  • Mit welchen Daten kann ich die Frage am besten untersuchen?
  • Welche Vermutungen möchte ich an den Daten überprüfen?

Wie die Themenfindung im Forschungsportfolio dokumentiert wird, ist jeder und jedem selbst überlassen. Es kann sich um einen Fließtext handeln, aber auch andere Methoden wie dokumentierte Fotos, Verfahren der Listung oder kurze kritische Kommentare zu erfolgreichen oder weniger erfolgreichen Formen des Vorgehens sind neben anderen noch zu entwickelnden Ideen denkbar. Beachten Sie hierbei lediglich die Frage, ob für Ihre Betreuerin deutlich wird, worum es ihnen an konkreten Stellen geht.

Formalia eines Forschungsportfolios

Ein Forschungsportfolio erfüllt strukturell zwei grundverschiedene Bedürfnisse: Es enthält Aspekte fachwissenschaftlicher Dokumentation und Elemente der persönlichen Reflexion. Deshalb bietet sich beim Schreiben eines Forschungsportfolios ein Wechsel der Schreibstile an, je nachdem welche Anforderung im Vordergrund steht.

  • Der fachwissenschaftliche Teil sollte in der Folge in einem entsprechenden Stil verfasst sein, der durchaus dem von wissenschaftlichen Hausarbeiten entsprechen soll. D.h. dass Theorien verständlich wiedergegeben und Fremdäußerungen als solche markiert werden (durch die entsprechende Zitationsweise und die Quellennachweise).
  • Da die Reflexionsphase jedoch eine vorläufige Leistung ist, bietet es sich an hier – entgegen der sonstigen hochschulischen Schreibgewohnheiten von Studierenden – die 1. Pers. Sg. zu verwenden und die eigenen Unsicherheiten und offenen Fragen explizit zu machen. Die Methoden und Theorien werden nicht abschließend bewertet, sondern in Hinblick auf die Brauchbarkeit für den spezifischen Studierenden. Dies sollte sich eben auch im Schreibstil ausdrücken.
  • Weitere Formalia (Seitenränder, Zeilenabstand, Schriftgröße, etc.) sollten mit der betreuenden Dozentin abgeklärt werden.

Ausbaumöglichkeiten eines Forschungsportfolios

Das fertiggestellte Forschungsportfolio kann, muss aber keine abschließende Antwort auf die Fragestellung enthalten. Vielmehr kann es sich anbieten, ein Forschungsportfolio zu einer Bachelor-/Masterarbeit auszubauen, die auf den Überlegungen und (teil)offener Fragen des Forschungsportfolios aufbaut.

Weitere Informationen zum Forschenden Lernen, der Multimodalen Textanalyse oder zum Empirischen Arbeiten finden Sie ebenfalls auf dieser Seite.