Promotionsprojekte
Promovendin: Mirka Mainzer-Murrenhoff
aktuelle Projekte
VAMPS – Variation von Aufgaben: Mathematik – Physik – Sprache
Im dieser interdisziplinären experimentellen Studie soll geklärt werden, inwiefern sprachliche Formulierungen von textlastigen Aufgabenstämmen die Schwierigkeit fachlicher Leistungsaufgaben beeinflussen, und ob dies mit kognitiv-fachlichen Aufgabenmerkmalen sowie Personenmerkmalen (familiärer und sprachlicher Hintergrund, fachbezogenes Vorwissen, kognitive Fähigkeiten) von Schülerinnen und Schülern in Beziehung steht. Die Studie liefert einen Beitrag zur fachdidaktischen Aufgabenforschung und trägt Erkenntnisse zur Grundlagenforschung in der Diskussion um die Rolle von Sprache in allen Fächern bei, wobei besonders die Frage im Mittelpunkt steht, inwiefern sprachliche Merkmale von Leistungsaufgaben konstruktferne Varianz und einen item bias erzeugen.
Fokussiert werden die fachlichen Domänen Mathematik und Physik, in denen textbasierte Leistungsaufgaben typisch sind. Die eingesetzten Fachaufgaben werden hinsichtlich der Menge der zu verarbeitenden Informationen und der kognitiven Prozesse in textlastigen Aufgabenstämmen von Single-Choice-Items systematisch variiert. Auf sprachlicher Ebene erfolgt eine Variation in Bezug auf die Frequenz der eingesetzten Formen, der Eindeutigkeit von Form-Bedeutung-Beziehungen und der strukturellen Komplexität. Pro Fach werden 15 Aufgabentexte zu inhaltlichen Themengebieten erstellt, die dann jeweils in drei kognitiv-fachlichen und drei sprachlichen Versionen in einem Rotationsdesign (N 1.350 Schülerinnen und Schüler, 9. Klasse, verschiedene Schulformen und Bundesländer) eingesetzt werden. Durch die systematische Variation auf fachlicher und sprachlicher Ebene wird überprüfbar, ob sich ein Einfluss sprachlicher und fachlicher Anforderungsmerkmale in beiden fachlichen Domänen nachweisen lässt und ob sich schwierigkeitserzeugende Effekte monoton wachsend darstellen, oder ob es spezifische Wechselwirkungseffekte gibt.
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft
Projektnummer: 417017613
Gesamtdauer des Projekts: 36 Monate
Projektbeginn 01.06.2019
Literaturauswahl:
- Hagena, M., Leiß, D. & Schwippert, K. (2017). Using reading strategy training to foster students’ mathematical modelling competencies. EURASIA Journal of Mathematics, Science & Technology Education, 13(7b), 4057–4085.
- Heine, L., Domenech, M., Otto, L., Neumann, A., Krelle, M., Leiß, D., Hötteke, D., Ehmke, T. & Schwippert, K. (2018). Modellierung sprachlicher Anforderungen in Testaufgaben verschiedener Unterrichtsfächer:
Theoretische und empirische Grundlagen. Zeitschrift für Angewandte Linguistik 69, 69-96. https://doi.org/10.1515/zfal-2018-0017 - Höttecke, D., Feser, M. S., Heine, L. & Ehmke, T. (2018). Do linguistic features influence item difficulty in physics assessments? Science Education Review Letters. https://doi.org/10.18452/19188
- Leiß, D., Domenech, M., Ehmke, T. & Schwippert, K. (2017). Schwer – schwierig – diffizil: Zum Einfluss sprachlicher Komplexität von Aufgaben auf fachliche Leistungen in der Sekundarstufe I. In D. Leiß, M. Hagena, A. Neumann & K. Schwippert (Hrsg.), Mathematik und Sprache. Empirischer Forschungsstand und unterrichtliche Herausforderungen (S. 99–125). (Sprachliche Bildung, Bd. 3) Münster: Waxmann.
- Leiß, D., Schukajlow, S., Blum, W., Messner, R. & Pekrun, R. (2010). The role of the situation model in mathematical modelling: Task analyses, student competencies, and teacher interventions. Journal für Mathematik-Didaktik, 31 (1), 119–141.
- Plath, J. & Leiß, D. (2017). The impact of linguistic complexity on the solution of mathematical modelling tasks. ZDM Mathematics Education, 50, 159–171. doi:10.1007/s11858-017-0897-x
Verarbeitung bildungssprachlicher Strukturen
Das Verstehen bildungssprachlicher Strukturen kann einen Schlüssel zu schulischem Erfolg darstellen. Das Passiv ist eine solche Struktur, die typisch für das bildungssprachliche Register ist. Für das Englische gibt es Hinweise darauf, dass low academic achievers im Gegensatz zu high academic achievers Passivsätze weniger gut verarbeiten. Interessanterweise bildet dies kein Merkmal des Zweitspracherwerb ab, sondern wurde bei einsprachigen L1-Sprecherinnen und -Sprechern nachgewiesen (Street & Dabrowska 2010). Weiterhin sind Topikalisierungsstrukturen im bildungssprachlichen Register zu finden, bei denen von der kanonischen Satzstellung abgewichen wird. Im Deutschen wird hier grammatikalisches Wissen besonders wichtig, weil Kasusformen bedeutungsanzeigend sind.
Dieses Projekt untersucht bei Schülerinnen und Schülern der 6. und 9. Jahrgangsstufe verschiedener Schulformen, ob auch für den deutschen Kontext ähnliche Unterschiede im Verständnis von Passivsätzen und Topikalisierungsstrukturen nachgewiesen werden können und ob es Hinweise darauf gibt, dass sich diese Kompetenzdimensionen erst im Laufe der Schulzeit festigen. Dazu ordnen die ProbandInnen in einem experimentellen Design Bildstimuli semantisch plausiblen und weniger plausiblen Sätzen zu. Über die Erhebung von sprachlichen und bildungsbezogenen Hintergrunddaten, u.a. dem Titelrekognitionstest (Schröder, Egbers & Schröter, 2014), allgemeiner Sprachkompetenz (C-Test) und einem Maß für das Arbeitsgedächtnis werden differenziertere Lernerprofiluntersuchungen möglich.
Projektleitung: Lena Heine und Eva Belke
AG Fach und Sprache
Angesichts der Erkenntnis, dass die seit jeher bestehende Heterogenität der Schülerinnen und Schüler in allen Schulfächern eine auch für den Lernprozess große Bedeutung spielt, haben sich seit Sommer 2011 regelmäßig verschiedene Fachdidaktiker und Erziehungswissenschaftler der Universitäten Hamburg und Lüneburg getroffen. Ziel dieser Treffen war und ist die interdisziplinäre Untersuchung des Einflusses sprachlicher Heterogenität auf den schulischen Fachunterricht in der Sekundarstufe I.
Entsprechend galt es zunächst – und gilt es immer wieder – eine im Rahmen diesbezüglicher Theorie und Empirie basierter Diskussionen gemeinsame Sichtweise auf sprachbasierte Lernprozesse sowie diesbezüglicher Kompetenzmodelle zu entwickeln.
Hierzu wurden neben der intensiven Diskussion zentraler Literaturquellen, international ausgewiesene Experten der empirischen Bildungsforschung zum wissenschaftlichen Austausch eingeladen sowie eigene – teilweise durch Drittmittel teilweise durch die jeweiligen Universitäten geförderte – empirische Studien durchgeführt.
Aktuell umfasst die Gruppe Wissenschaftler aus den Bereichen Deutschdidaktik, Erziehungswissenschaft, Mathematikdidaktik, Musikdidaktik, Physikdidaktik, Geschichtsdidaktik sowie Sportdidaktik.
Internetseite der AG Fach und Sprache
SPRACHE.TESTEN
SPRACHE.TESTEN ist eine fakultäts- und einrichtungsübergreifende Forschungs- und Praxisgruppe, die Kollegen und Kolleginnen aus verschiedenen Bereichen zusammenbringt, die sich mit unterschiedlichen Aspekten des Testens (primär fremdsprachlicher Kompetenzen) in Lehre und Forschung beschäftigen.
Wir organisieren eine Vortragsreihe mit Testexperten aus dem In- und Ausland und treffen uns regelmäßig, um laufende Entwicklungs- und Forschungsprojekte vorzustellen, sowie interessante Untersuchungen aus dem Bereich Testen fremdsprachlicher Kompetenzen zu besprechen.
Kooperationspartner: Seminar für Slavistik / Lotman-Institut der Ruhr-Universität Bochum, Zentrum für Fremdsprachenausbildung der Ruhr-Universität Bochum
Internetseite SPRACHE.TESTEN