Promotionsprojekte


Promovendin: Mirka Mainzer-Murrenhoff

aktuelle Projekte
Bestandsaufnahme zur Beschulung sprachlich heterogener (insb. neu zugewanderter) Schülerschaften in NRW
Die Sprachkompetenzen der Schülerinnen und Schüler in Deutschland werden zunehmend heterogener. Dabei steigen auch große Gruppen von Kindern und Jugendlichen in das Schulsystem ein, die zunächst gar keine Sprachkenntnisse des Deutschen haben.
Aktuell fehlt es für mehrsprachig aufwachsende Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf in der deutschen Sprache in NRW an Curricula, Lehrlernmaterialien sowie spezifisch grundständig ausgebildeten Lehrkräften, um alle Kinder und Jugendlichen ressourcenorientiert sprachlich und damit auch fachlich optimal fördern zu können. Die Lehramtszugangsverordnung des Landes NRW bietet jedoch die Möglichkeit, Grundschullehramtsstudiengänge einzurichten, in denen anstelle des dritten Lernbereichs oder eines Unterrichtfachs ein „vertieftes Studium des Deutschen für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungsgeschichte“ treten kann (vgl. Lehramtszugangsverordnung LZV NRW). Eine analoge Möglichkeit für die weiterführenden Schulformen ist hingegen (noch) nicht vorgesehen.
In einer Fragebogenerhebung werden Schulen in NRW befragt. Die Erhebung trägt zu einer Bestandsaufnahme zur aktuellen Beschulung sprachlich heterogener Schülerschaften und insbesondere neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler bei. Zum anderen wird eruiert, wie die Lehramtsausbildung mit Blick auf die zunehmend mehrsprachige Schülerschaft an die Bedarfe der Schulen angepasst werden sollte.
Projektleitung:
Prof. Dr. Lena Heine, Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Dr. Nicole Marx, Universität zu Köln
Prof. Dr. Heike Roll, Universität Duisburg-Essen
Prof. Dr. Julia Settinieri, Universität Bielefeld
Dr. Lena Decker, Universität Siegen
NRWege in die Sprachbildung
Angesichts der zunehmenden sprachlichen Vielfalt an Schulen in Nordrhein-Westfalen gibt es einen hohen Bedarf an qualifizierten Lehrkräften, die Lernende gezielt in der Zweitsprache Deutsch fördern, ihren Fachunterricht unter wertschätzender Nutzung der Mehrsprachigkeit der Lernenden sprachbildend gestalten und handlungsorientierte Sprachkenntnisse vermitteln.
Im Projekt „NRWege in die Sprachbildung“ werden in einem Verbund aus vier lehrkräftebildenden Universitäten (Ruhr-Universität Bochum, Universität Duisburg-Essen, Universität zu Köln, Universität Paderborn) Professionalisierungsmodule für (internationale) Lehrkräfte im Kontext sprachlicher Bildung und Deutsch als Zweitsprache entwickelt, die als Blended Learning– oder Selbstlernangebote für die Lehrkräfteaus-, -fort- und -weiterbildung zur Verfügung gestellt werden. Zielgruppe sind primär interessierte Lehrkräfte aus der Unterrichtspraxis, die in sprachbildenden Kontexten tätig sind. Dazu gehören auch Pädagog:innen, die selbst zugewandert sind und sich derzeit darauf vorbereiten, als Lehrkraft an einer Schule in Deutschland tätig zu werden.
An den einzelnen Standorten werden schwerpunktmäßig folgende Themen bearbeitet:
- Basale Lehrkompetenzen für fachfremde DaF/DaZ-Lehrkräfte (Ruhr Universität Bochum)
- Herkunftssprachlicher Unterricht und sprachlich-ästhetisches Lernen (Universität Duisburg-Essen)
- Mehrsprachige Alphabetisierung (Universität zu Köln)
- Sprachliche Bildung am Berufskolleg (Universität Paderborn)
Das Projekt knüpft an die Weiterbildungsinitiative Deutsch als Zweitsprache (2016-2023) des Landes Nordrhein-Westfalen an. Bereits entwickelte Materialien zur Lehrkräfteprofessionalisierung werden gesichtet, systematisiert, ergänzt und neu aufbereitet. Die auf diese Weise konzipierten Professionalisierungsmodule werden im Projekt pilotiert, darauf aufbauend überarbeitet und zum Transfer bereitgestellt.
VAMPS – Variation von Aufgaben: Mathematik – Physik – Sprache
Im dieser interdisziplinären experimentellen Studie soll geklärt werden, inwiefern sprachliche Formulierungen von textlastigen Aufgabenstämmen die Schwierigkeit fachlicher Leistungsaufgaben beeinflussen, und ob dies mit kognitiv-fachlichen Aufgabenmerkmalen sowie Personenmerkmalen (familiärer und sprachlicher Hintergrund, fachbezogenes Vorwissen, kognitive Fähigkeiten) von Schülerinnen und Schülern in Beziehung steht. Die Studie liefert einen Beitrag zur fachdidaktischen Aufgabenforschung und trägt Erkenntnisse zur Grundlagenforschung in der Diskussion um die Rolle von Sprache in allen Fächern bei, wobei besonders die Frage im Mittelpunkt steht, inwiefern sprachliche Merkmale von Leistungsaufgaben konstruktferne Varianz und einen item bias erzeugen.
Fokussiert werden die fachlichen Domänen Mathematik und Physik, in denen textbasierte Leistungsaufgaben typisch sind. Die eingesetzten Fachaufgaben werden hinsichtlich der Menge der zu verarbeitenden Informationen und der kognitiven Prozesse in textlastigen Aufgabenstämmen von Single-Choice-Items systematisch variiert. Auf sprachlicher Ebene erfolgt eine Variation in Bezug auf die Frequenz der eingesetzten Formen, der Eindeutigkeit von Form-Bedeutung-Beziehungen und der strukturellen Komplexität. Pro Fach werden 15 Aufgabentexte zu inhaltlichen Themengebieten erstellt, die dann jeweils in drei kognitiv-fachlichen und drei sprachlichen Versionen in einem Rotationsdesign (N 1.350 Schülerinnen und Schüler, 9. Klasse, verschiedene Schulformen und Bundesländer) eingesetzt werden. Durch die systematische Variation auf fachlicher und sprachlicher Ebene wird überprüfbar, ob sich ein Einfluss sprachlicher und fachlicher Anforderungsmerkmale in beiden fachlichen Domänen nachweisen lässt und ob sich schwierigkeitserzeugende Effekte monoton wachsend darstellen, oder ob es spezifische Wechselwirkungseffekte gibt.
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft
Projektnummer: 417017613
Gesamtdauer des Projekts: 36 Monate
Projektbeginn 01.06.2019
Literaturauswahl:
- Hagena, M., Leiß, D. & Schwippert, K. (2017). Using reading strategy training to foster students’ mathematical modelling competencies. EURASIA Journal of Mathematics, Science & Technology Education, 13(7b), 4057–4085.
- Heine, L., Domenech, M., Otto, L., Neumann, A., Krelle, M., Leiß, D., Hötteke, D., Ehmke, T. & Schwippert, K. (2018). Modellierung sprachlicher Anforderungen in Testaufgaben verschiedener Unterrichtsfächer:
Theoretische und empirische Grundlagen. Zeitschrift für Angewandte Linguistik 69, 69-96. https://doi.org/10.1515/zfal-2018-0017 - Höttecke, D., Feser, M. S., Heine, L. & Ehmke, T. (2018). Do linguistic features influence item difficulty in physics assessments? Science Education Review Letters. https://doi.org/10.18452/19188
- Leiß, D., Domenech, M., Ehmke, T. & Schwippert, K. (2017). Schwer – schwierig – diffizil: Zum Einfluss sprachlicher Komplexität von Aufgaben auf fachliche Leistungen in der Sekundarstufe I. In D. Leiß, M. Hagena, A. Neumann & K. Schwippert (Hrsg.), Mathematik und Sprache. Empirischer Forschungsstand und unterrichtliche Herausforderungen (S. 99–125). (Sprachliche Bildung, Bd. 3) Münster: Waxmann.
- Leiß, D., Schukajlow, S., Blum, W., Messner, R. & Pekrun, R. (2010). The role of the situation model in mathematical modelling: Task analyses, student competencies, and teacher interventions. Journal für Mathematik-Didaktik, 31 (1), 119–141.
- Plath, J. & Leiß, D. (2017). The impact of linguistic complexity on the solution of mathematical modelling tasks. ZDM Mathematics Education, 50, 159–171. doi:10.1007/s11858-017-0897-x
Verstehen SEK-I-SchülerInnen typisch bildungssprachliche Konstruktionen?
Das Verstehen bildungssprachlicher Strukturen kann einen Schlüssel zu schulischem Erfolg darstellen. Das Passiv ist eine solche Struktur, die typisch für das bildungssprachliche Register ist. Für das Englische gibt es Hinweise darauf, dass low academic achievers im Gegensatz zu high academic achievers Passivsätze weniger gut verarbeiten. Interessanterweise bildet dies kein Merkmal des Zweitspracherwerb ab, sondern wurde bei einsprachigen L1-Sprecherinnen und -Sprechern nachgewiesen (Street & Dabrowska 2010). Weiterhin sind Topikalisierungsstrukturen im bildungssprachlichen Register zu finden, bei denen von der kanonischen Satzstellung abgewichen wird. Im Deutschen wird hier grammatikalisches Wissen besonders wichtig, weil Kasusformen bedeutungsanzeigend sind.
Dieses Projekt untersucht bei Schülerinnen und Schülern der 6. und 9. Jahrgangsstufe, ob auch für den deutschen Kontext ähnliche Unterschiede im Verständnis von Passivsätzen und Topikalisierungsstrukturen nachgewiesen werden können und ob es Hinweise darauf gibt, dass sich diese Kompetenzdimensionen erst im Laufe der Schulzeit festigen. Dazu ordnen die ProbandInnen in einem experimentellen Design Bildstimuli semantisch plausiblen und weniger plausiblen Sätzen zu. Über die Erhebung von sprachlichen und bildungsbezogenen Hintergrunddaten, u.a. dem Titelrekognitionstest (Schröder, Egbers & Schröter, 2014), allgemeiner Sprachkompetenz (C-Test) und einem Maß für das Arbeitsgedächtnis werden differenziertere Lernerprofiluntersuchungen möglich.
Projektleitung: Lena Heine und Eva Belke